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  CIBEDO-Beiträge 01/2015




 

 

 

 

Editorial 1/2015

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

am 7. Januar wurden bei einem islamistischen Terroranschlag auf die Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ elf Menschen getötet. Am Tag darauf wurde der Supermarkt „Hyper Cacher“ überfallen und vier Menschen wurden aufgrund ihrer jüdischen Glaubenszugehörigkeit kaltblütig erschossen. Am 14./15. Februar schlug ein Attentäter in Kopenhagen mit ähnlicher Vorgehensweise wie in Paris zu. Erst erschoss er den Dokumentarfilmer Finn Nørgaard und verletzte drei Polizisten. Das Ziel war eine Veranstaltung zum Thema Kunst, Blasphemie und Meinungsfreiheit. In der folgenden Nacht griff er dann die Kopenhagener Synagoge an. Es scheint, als wurden die Anschläge in Paris und Kopenhagen von langer Hand akribisch vorbereitet – dies ist eine ernst zu nehmende Bedrohung.

 

Durch diese Taten wurden nicht nur Unschuldige getötet, sondern das erklärte Ziel war, Menschen zu töten, die ihre Meinung im Rahmen der Kunst- und Pressefreiheit geäußert haben. Hervorzuheben ist, dass die jüdischen Opfer nur aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit hingerichtet wurden. Dass sich auch ein Polizist muslimischen Glaubens unter den Opfern von Paris befindet, zeigt weiter die Kaltblütigkeit der Täter. Welch eine Barbarei! Uns wird wiederum in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, dass die islamistischen Terroristen unsere freiheitliche Lebensordnung weder akzeptieren noch respektieren, sondern, im Gegenteil, mit allen Mitteln bekämpfen.

 

Ein weiteres Ziel der Attentäter scheint darin zu liegen, das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religion und Kultur zu stören. Es wird bewusst versucht, Ängste zu schüren, mit der Absicht, die muslimischen Mitbürger in europäischen Ländern zu diskreditieren und die Gesellschaften zu spalten. Dass sich die muslimischen Verbandsfunktionäre und Persönlichkeiten in Europa und Deutschland gegen diese Terroristen stemmen, die sich auf die islamische Religion berufen, ist ein wichtiges Zeichen. Wenn die eigene Religion missbraucht wird, gilt es, dies deutlich sichtbar zu machen und die Unterschiede in der Interpretation der Quellen offenzulegen.

 

Glaubt man der Einschätzung der Sicherheitsbehörden, war die Anschlagsgefahr für Deutschland noch nie akuter und die Rückkehr von Kämpfern aus Krisenregionen (z. B. aus Syrien und dem Irak) macht die Situation noch gefährlicher. Der Rechtsstaat muss sich mit allen gesetzlichen Mitteln dagegen wehren und wenn nötig neue juristische Grundlagen schaffen.

 

Papst Franziskus ermutigt die Gläubigen in seiner Botschaft zur österlichen

Bußzeit, sich nicht zurückzuziehen, zu verschließen und mit sich selbst zu beschäftigen, sondern sich weiterhin für Frieden und Verständigung einzusetzen. Das gilt für Christen und für Muslime. Es ist ein Gebot der Stunde, dass wir gesamtgesellschaftlich mehr zusammenrücken, uns mit allen Menschen guten Willens um ein friedliches Zusammenleben bemühen und somit Geschlossenheit demonstrieren.

 

Timo Güzelmansur

 


Inhaltsverzeichnis

 

 

Studien

 

 

Das Judentum in der Darstellung zeitgenössischer muslimischer Autoren

von Rotraud Wielandt, Bamberg 4

 

Die katholisch-islamische Eheschließung
Ein kirchenrechtlicher Beitrag zum interreligiösen Dialog

von Martin Rehak, München 13

 

Gewissens- und Glaubensfreiheit im Islam: altes Thema – neue Debatte

von Mahmoud Abdallah, Tübingen 24

 

 

Dokumentation

 

Sich dem anderen auf Zehenspitzen nähernAnsprache von Papst Franziskus zum 50. Jahrestag der Eröffnung des Päpstlichen Instituts für Arabische und Islamische Studien in Rom 35

 

„Kultur des Friedens und der Hoffnung“Aufruf des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog zur menschlichen und geistigen Solidarität mit den Opfern des Anschlages auf „Charlie Hebdo“ und ihren Familien 37

 

 

Berichte

 

„Christlich-Islamische Beziehungen im europäischen Kontext“Bericht zur Studienwoche an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

von Serap ErmiÐ und Elisabeth Zissler 38

 

„Salafismus und Jihadismus. Der Traum vom Gottesstaat im 21. Jh.“
Bericht zur Konferenz des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“

von Matthias Böhm 40

 

Christlich-muslimischer Dialog in Polen
Bericht über den 15. „Tag des Islam“ in der katholischen Kirche in Polen

von Timo Güzelmansur 42

 

 

Buchbesprechungen

 

Meissner, Volker/Affolderbach, Martin/Mohagheghi, Hamideh/Renz, Andreas (Hrsg.): Handbuch christlich-islamischer Dialog. Grundlagen – Themen – Praxis – Akteure

von Günter Riße 44

 

Kaddor, Lamya: Zum Töten bereit. Warum deutsche Jugendliche in den Dschihad ziehen

von Sebastian Prinz 44

 


Literaturhinweise 46


Neuanschaffungen der CIBEDO-Bibliothek 48


Zeitschriftenschau 50

 

 


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