Irakischer Patriarch redet Parlament ins Gewissen
KNA 04.12.2015
Rom/Bagdad (KNA) Patriarch Louis Raphael I. Sako hat erneut auf die Änderung eines Gesetzes gedrängt, nach dem Kinder nichtmuslimischer Eltern bei der Konversion eines Elternteils zum Islam automatisch Muslime werden. In einem Appell an das irakische Parlament verwies der chaldäische Patriarch laut dem christlichen Blog "Bagdadhope" (Donnerstag) auch auf den Einsatz der Kirchen in Europa für muslimische Flüchtlinge.
Auch das Parlament in Bagdad hatte Mitte November eine Reform des Gesetzes befürwortet, das sich mit Glaubensübertritten befasst. Ziel ist, dass Kinder beim Religionswechsel eines Elternteils ihre angestammte Religionszugehörigkeit behalten. Das Verfahren stockt jedoch dem Bericht zufolge, da einige Abgeordnete eine Einschätzung des schiitischen Großajatollahs Ali al-Sistani abwarten wollten.
Patriarch Sako berief sich in seinem Schreiben an die Parlamentarier erneut auf den dritten Artikel der irakischen Verfassung, der den multiethnischen und multireligiösen Charakter des Landes hervorhebt, sowie an den ebenfalls verfassungsmäßigen Grundsatz der Religions- und Meinungsfreiheit. Weiter erinnerte er an die Hilfsbereitschaft christlicher Kirchen im Westen gegenüber Muslimen. Viele hätten "ihre Türen geöffnet, um vertriebene Muslime aufzunehmen", und gestatteten sogar muslimische Gottesdienste in kirchlichen Einrichtungen. "Wir hoffen, dass Muslime sich uns gegenüber ebenso verhalten, denn der Islam ist eine Religion der Barmherzigkeit und der Vergebung", schrieb der Patriarch. Aufgabe der Parlamentarier sei, "Gerechtigkeit und Gleichheit unter allen Gliedern der Gesellschaft zu schaffen".
(KNA - plmkn-89-00220)
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