Naumann wirbt für "Bündnis auf Zeit" mit Iran und Saudi-Arabien
KNA 10.12.2015
München (KNA) Der ehemalige Bundeswehrgeneral Klaus Naumann hält im Kampf gegen den so genannten Islamischen Staat (IS) ein "Bündnis auf Zeit" mit Saudi-Arabien und dem Iran für geboten. Das Vorgehen gegen das "dschihadistische Staatsbildungsprojekt" bedürfe einer gemeinsamen politischen Strategie, sagte der ehemalige Generalinspekteur und Vorsitzende des Nato-Militärausschusses am Mittwochabend in München in der Katholischen Akademie Bayern. Die An-schläge islamistischer Terroristen vom 13. November in Paris bezeichnete der hohe Offizier als Wendepunkt für Deutschlands und Europas Sicherheit.
Naumann sagte, die Finanzströme des IS durch Ölschmuggel und Spenden von Sunniten aus Ländern wie Saudi-Arabien müssten ausgetrocknet werden. Dazu sei es nötig, "mit den Staaten der Region, die wir als unsere Partner betrachten, endlich Klartext zu sprechen". Der Westen müsse den finanziell involvierten Ländern deutlich sagen: "Wer das tut, leistet Beihilfe zum Mord." Saudi-Arabien sei auch mit Blick auf seine florierende Stahlindustrie ein wichtiger Verbündeter. "Wenn die in die Hände des IS gerät, könnte die Karte der Geschichte noch einmal umgedreht werden", warnte der General.
Sehr unsicher sei allerdings, ob es gelinge, Saudi-Arabien und den Iran für die Koalition gegen den IS zu gewinnen, räumte Naumann ein. Beide Länder führten derzeit in Syrien einen Stellvertreter-krieg. Mit einem zeitlich begrenzten Bündnis von Regionalmächten mit den USA, Russland und der EU könne "dem Spuk des IS in Syrien und im Irak in überschaubarer Zeit und mit kalkulierbarem Risiko ein Ende" gesetzt werden. Militärische Maßnahmen gegen den IS seien unumgänglich, da dieser kein Partner für politische Verhandlungen sein könne. Dafür würden auch Spezial- und Bodentruppen gebraucht, die aber nicht der Westen stellen könne. Dies würde nämlich "die Mär vom neuen Kreuzzug beleben" und dem IS in die Hände spielen.
Trotzdem dürfe Deutschland nicht untätig bleiben, sagte der Soldat. Sonst wäre dies eine "Einladung an den IS, es auch hier zu versuchen". Den vom Bundestag beschlossenen Einsatz bezeichnete Naumann als "militärisch durchaus sinnvolle Beteiligung" und verband dies mit der Hoffnung, dass die militärischen Maßnahmen in der Summe vielleicht doch ein wenig abschreckend wirkten.
(KNA - plmlk-89-00116)
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