KNA 18.12.2015

München (KNA) Deutschland hat nach Einschätzung des Münchner Kardinals Reinhard Marx den Flüchtlingsandrang bisher nicht schlecht gemeistert. Schließlich sei es eine "Riesenaufgabe" gewe-sen, in wenigen Monaten eine Million Menschen aufzunehmen, ohne dass es zu einer "Massenrevo-lution" gekommen sei, sagte der Erzbischof am Freitag im Münchner Presseclub. Bei Begegnungen mit Flüchtlingshelfern habe er bisher auch noch keine Ermüdungserscheinungen feststellen können. Das Engagement sei nach seinem Eindruck "weiter sehr hoch und nimmt eher noch zu".

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz appellierte an die Politiker und Medien, mit ihren Beiträgen zur Flüchtlingspolitik "keinesfalls Futter für Fremdenfeindlichkeit" zu liefern. Natürlich müs-se der Andrang begrenzt werden. Dazu aber eine Obergrenze zu benennen, wie es etwa von der CSU forciert wird, sei ein "Bauchargument". Die Politiker müssten dagegen klar sagen, "dass es eine Menge Geld kosten wird, dafür zu sorgen, dass die Menschen in ihrer Heimat bleiben können".

Besorgt äußerte sich der Präsident der Kommission der EU-Bischofskonferenzen zum europäischen Zusammenhalt: "Es wäre etwas ganz Furchtbares für mich, wenn Europa Risse bekäme durch diese Krise." Es sei fatal, dass die EU in populistischen Kreisen nur noch unter der Perspektive betrachtet werde, wie nationale Interessen besser zu befriedigen seien. Die Kirche habe auch einen Auftrag, zur Einheit Europas beizutragen, denn die EU sei von Anfang an "auch ein christliches Projekt" gewesen.

Die katholische Kirche sei keine nationale Größe, sondern stets universal, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Für die Stärkung dieses Bewusstseins wolle er 2016 noch mehr arbeiten. Die Kontakte zu den französischen und den polnischen Bischöfen seien ihm dabei beson-ders wichtig.

(KNA - plmls-89-00089)

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