NRW-Minister: Salafismus hat "ungeheure Klebewirkung"
KNA 17.12.2015
Düsseldorf (KNA) Für den nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger (SPD) sind bei der Be-kämpfung des Salafismus nicht nur die Sicherheitsbehörden gefordert. Alle Akteure der Gesellschaft, die mit jungen Menschen zu tun hätten, müssten sich mit dem Phänomen des radikalen Islamismus verstärkt auseinandersetzen, erklärte Jäger am Donnerstag in Düsseldorf.
Der Salafismus entfalte auf Jugendliche eine "ungeheure Klebewirkung", sagte der Minister. Wenn sie sich aus dieser radikalen Szene lösten, würden sie dort oft als "Verräter" diffamiert und verfolgt. Manche Aussteiger müssten sich daher eine neue Identität zulegen. Im Rahmen des "Aussteigerpro-gramm Salafismus" hätten die Sicherheitsbehörden bisher zu etwa 50 Gefährdern Kontakt aufge-nommen. Davon hätten 25 Personen Interesse an einem Ausstieg signalisiert. Mit zehn dieser Is-lamisten führten die Behörden Gespräche über eine Herauslösung aus der Szene.
Jugendliche in Lebenskrisen müssten von Lehrern und Sozialarbeitern erreicht werden, bevor sie "in die Radikalisierungsfalle" gerieten, betonte Jäger. Jugend- und Sozialämtern, Jobcentern, Familien-beratung und Polizei sollten ein Netzwerk knüpfen, um gefährdete junge Menschen vor dem Abglei-ten in den Salafismus zu bewahren. Der Minister kritisierte, dass der Staat der hochprofessionellen IS-Propaganda im Internet bisher nichts Gleichwertiges entgegen zu setzen hätten. Die Behörden müssten künftig mit geübten Blog-gern in den sozialen Netzwerken agieren.
Jäger rief auch die Moscheegemeinden auf, sich vermehrt um Jugendliche zu kümmern, die Antwor-ten auf religiöse Fragen suchten. Die große Mehrheit der Muslime verurteile den gewaltbereiten Sa-lafismus. Sie sähen in den radikalen Islamisten ein "akutes Problem für das Miteinander in unserer Gesellschaft".
Unterdessen hat die jüngste Festnahme des Salafismus-Predigers Sven Lau nach den Feststellun-gen des NRW-Verfassungsschutzes für Empörung in der radikalen Islamisten-Szene gesorgt. Die Verhaftung werde von seinen Anhängern in den sozialen Netzwerken "als ungerecht und übertrieben" dargestellt, erklärte der Leiter Burkhard Freier. Dies zeige, dass für die Extremisten "die demo-kratische Rechtsordnung kein Maßstab" sei.(KNA - plmlr-89-00112)
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