KNA 16.12.2015

Leverkusen (KNA) Nach den Worten des Leverkusener Jugendbuchautors Christian Linker (40) klin-gen viele Versprechen muslimischer Extremisten "gerade für junge Leute plausibel." Sie verspreche "Freundschaft, Solidarität, Zusammenhalt", sagte der Autor am Mittwoch in Leverkusen im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Perspektivlosen Jugendlichen ohne "Anker im Leben" könne Islamismus "eine Heimat" bieten. Zu-dem sei das Ganze "ja auch ein interkulturelles Projekt", betonte Linker. "Aus allen Ländern der Welt kommen die Menschen zusammen, Hautfarbe oder Nationalität spielen keine Rolle."

Linker erzählt in seinem neuen Jugendroman "Dschihad Calling" die Geschichte des Bonner VWL-Studenten Jakob, der zum Islam konvertiert, sich radikalisiert und kurz davor ist, für die Terrormiliz "Islamischen Staat" (IS) in Syrien in den Krieg zu ziehen. Das Buch erscheint am Freitag bei dtv in München.
Das Interessante sei, "dass der Islam selbst den besten Schutz vor dem Abdriften in den Extremis-mus bietet", so Linker, der für sein Buch intensiv in der islamistischen Szene recherchiert hat. Unter den Muslimen, für die der Glaube von Geburt an eine Rolle spielt, "ist der Anteil an Dschihadisten äußerst gering." Es seien eher Personen gefährdet, die "nicht wirklich mit ihrer Religion vertraut sind" und sich in einer "Welt der völligen Beliebigkeit" fühlen. Im Grunde sei es "Zufall, ob einer Gottes-krieger wird oder Neonazi", so der Autor, der sich in früheren Jugendromanen auch mit dem Thema Rechtsextremismus auseinandergesetzt hat.

Weiter betonte der katholische Theologe, junge Menschen benötigten "authentische Ansprechpart-ner." Hier sei "nicht nur die Kirche, sondern die Zivilgesellschaft insgesamt gefordert". Es sei schwie-rig, der Perspektivlosigkeit von jungen Menschen etwas entgegenzusetzen, "wenn etwa die Infra-struktur von Jugendarbeit kaputtgespart wird", so der ehemalige Diözesanvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Köln.

(KNA - plmlq-89-00102)

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