Islamischer Theologe fordert Absage an "radikale Koraninhalte"
KNA 07.12.2015
München (KNA) Zu einer "mutigen Islamkritik" hat der islamische Theologe Abdel-Hakim Ourghi die Muslime in Deutschland aufgefordert. Die "radikalen Koraninhalte", die eine "klare Unterscheidung zwischen Gläubigen und Ungläubigen" hervorbrächten, dürften "nicht mehr verharmlost und ignoriert werden", meint der Leiter des Fachbereichs Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg in einem Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung" (Samstag). Der interreligiöse Dialog sei zum Scheitern verurteilt, solange die Muslime sich nicht deutlich dagegen positionierten.
"Akzentuiert muss betont werden, dass der nicht reformierte Islam keine Religion des Friedens ist", so der 47-jährige Wissenschaftler. Das gehöre zur Redlichkeit einer islamischen Theologie und Religionspädagogik. Zu entwickeln sei eine historisch-kritische Methode, welche den Islam auf der Grundlage einer kritischen Reflexion von der Macht dieser umstrittenen Koranverse befreie. Nach Auffassung Ourghis müssen die zwischen 622 und 632 in Medina verkündeten Koranpassagen "in ihrem historischen Kontext verstanden werden". Sie hätten als historisch-politische Äußerungen "nur eine temporäre Gültigkeit für das siebte Jahrhundert".
Die Lösung der Gewaltfrage im Islam besteht nach Auffassung Ourghis nicht in einem "muslimischen Aufstand der Anständigen". Mahnwachen seien "eine bequeme kosmetische Korrektur". Ohne Kritik seiner kanonischen Quellen (des Koran und der Tradition des Propheten) sei der Islam "zum Scheitern verurteilt, vor allem im Westen". Benötigt würden dringend "ehrliche Kritikerinnen und Kritiker, die den Finger in die Wunden des historischen Verdrängens legen" und ohne Scheu unangenehme Wahrheiten aussprächen.
(KNA - plmkp-89-00008)
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