Erhält Kermani doch Hessischen Kulturpreis?
Wiesbaden (KNA) In den Streit um die Vergabe des Hessischen Kulturpreises 2009 kommt offenbar Bewegung. Dass das Preis-Kuratorium dem muslimischen Schriftsteller Navid Kermani die Auszeichnung aberkannt habe, sei ein Fehler gewesen, sagte der stellvertretende hessische Ministerpräsident Jörg-Uwe Hahn (FDP) am Donnerstag im Landtag in Wiesbaden. Sein Ziel sei es, dass Kermani der Preis im Herbst doch noch verliehen werde, so Hahn, der Justiz- und Integrationsminister ist. Die hessische Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) machte deutlich, dass es zu dem vom Preis-Kuratorium vorgeschlagenen nicht-öffentlichen Dialog zwischen den Preisträgern und Kermani kommen werde.
Für Verdienste um den interreligiösen Dialog war der Hessische Kulturpreis 2009 dem Mainzer Kardinal Karl Lehmann, dem früheren Präsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, und zunächst auch Kermani zugesprochen worden. Nachdem Lehmann und Steinacker es abgelehnt hatten, gemeinsam mit ihm ausgezeichnet zu werden, sah das Preis-Kuratorium, an dessen Spitze der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) steht, von einer Vergabe des Preises an Kermani ab. Die beiden Kirchenmänner werfen Kermani vor, in einem Zeitungsartikel das Kreuz als zentrales christliches Glaubenssymbol fundamental und unversöhnlich angegriffen zu haben. Inzwischen wurde die Preisverleihung vom 5. Juli in den Herbst verschoben.
In der Landtagsdebatte um die Vergabe des Kulturpreises sprachen Redner der oppositionellen Fraktionen von SPD, Grünen und Linkspartei von einem integrationspolitischen Desaster, von einem Symbol der Ausgrenzung und von einer Absage an Toleranz. Sie regten an, gänzlich auf die Verleihung des diesjährigen Kulturpreises zu verzichten. Scharfe Kritik übte die Opposition daran, dass Koch nicht in die Debatte eingriff. (KNA - ktkqls-BD-1502.02UO-1)
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