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  Hessischer Kulturpreis - Nach muslimischer Lehre ist Jesus Christus nicht am Kreuz gestorben

Peter Hünseler sieht im Streit um Vergabe des Hessischen Kulturpreises Desaster und Chance

 

Peter Hünseler im Gespräch mit Klaus Pokatzky

 

Das Kreuz habe eine völlig andere symbolische Bedeutung im Islam als im Christentum, erklärt der katholische Theologe und Islamwissenschaftler Peter Hünseler. Dieser Unterschied müsse dringend Teil des christlich-islamischen Dialoges werden. Dem deutsch-iranischen Schriftsteller Navid Kermani war der Hessische Kunstpreis aberkannt worden.

 

Klaus Pokatzky: Das Feuilleton hat sein Sommerthema. Erst wird dem Schriftsteller und Islamwissenschaftler Navid Kermani der Hessische Staatspreis zugesprochen, dann wird ihm der Preis wieder aberkannt. Die Preisverleihung an die anderen Preisträger ist erst einmal auf den Herbst verschoben worden. Was dürfen noch so kluge Muslime über das christliche Symbol des Kreuzes sagen? Was müssen wir im sogenannten interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen aushalten? Für den Dialog zwischen Christen und Muslimen gibt es bei der katholischen Deutschen Bischofskonferenz die Christlich-islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle in

Frankfurt am Main. Ihren Geschäftsführer, den katholischen Theologen und Islamwissenschaftler Peter Hünseler, begrüße ich nun am Telefon. Guten Tag, Herr Hünseler!

 

Peter Hünseler: Ja, schönen guten Tag!

 

Pokatzky: Herr Hünseler, was bedeutet die hitzige Debatte nun für Ihre Arbeit? Ein Desaster oder doch auch eine Chance?

 

Hünseler: Beides, wenn ich ganz ehrlich bin, ein Desaster, weil hier ein Muslim sozusagen zur Verfügungsmasse gemacht worden ist nach Einsprüchen christlicherseits und hier nicht ordentlich verfahren worden ist. Und dies halte ich für ein mittleres Desaster für den Dialog, denn wir haben alle uns immer gewünscht, einen Dialog auf Augenhöhe zu führen. Und nun ist hier deutlich vorgeführt, dass diese Augenhöhe, in diesem Fall jedenfalls, nicht existiert hat. Eine Chance ist es trotzdem. Wir haben gemerkt, dass hier ein Thema angestoßen worden ist, was längst hätte im Zentrum des christlich-islamischen Dialogs, ja sogar darüber hinaus, in einerIntegrationsdebatte mit Muslimen in Deutschland geführt werden müssen.

 

Pokatzky: Ja, wie sehen denn Sie - als Theologe und Islamwissenschaftler gefragt, wie sehen denn Muslime das Kreuz und welche Bedeutung hat es für Sie als Christ?

 

Hünseler: Muslime sehen das Kreuz völlig anders, als Christen das sehen. Nach muslimischer Lehre ist Jesus Christus nicht am Kreuze gestorben, sondern es war jemand anders. Er ist entkommen, und man hat jemand anderen für ihn ans Kreuz geschlagen. Und vor allen Dingen, nach muslimischer Lehre war Jesus Christus nicht der Sohn Gottes, und damit haben Sie hier eine völlig andere Bedeutung des Kreuzes und der Kreuzestheologie als im Christentum. Schlüssel für das ganze Problem bei Herrn Kermani ist aber sein schiitischer Hintergrund. Wie wir alle wissen, stammt Herr Kermani aus Iran, und dort ist die Schia die Staatsreligion, und die Schia hat im Unterschied zur Sunna, also zur sunnitischen Richtung des Islam, einen Schwerpunkt auf der Trauer um ihren Kalifen, um ihren Imam, wie sie ihn nennen, Hussein, der

damals von den Sunniten verraten und getötet worden ist. Und hier haben Sie einen ganzen Trauerkult entwickelt, der natürlich in lautstarken Farben die Schmerzen ausmalt, das Unrecht, was ihm damals zugeführt worden ist. Und vielleicht kennen Sie die Bilder aus dem Fernsehen, in Kerbela und Najaf finden jedes Jahr diese öffentlichen Passionsspiele statt. So, das ist der Hintergrund von Navid Kermani. Und er schreibt ja auch in seinem umstrittenen Beitrag, dass er dieses ablehnt. Und das überträgt er nun auf das Christentum, was meines Erachtens unzulässig ist. Man kann die schiitische Schmerzens- und Trauertheologie nicht vergleichen mit der christlichen Kreuzestheologie. Und das hat er getan, und da hat er einen Fehler gemacht.

 

Pokatzky: Aber in seinem Artikel am Ende legt er ja quasi schon fast eine Liebeserklärung für das christliche Kreuz als ein Symbol, das ihn zutiefst berührt hat in dieser römischen Kapelle, ab.

 

Hünseler: Ja, das ist richtig. Er sagt, ich oder man könnte fast an das Kreuz glauben. Das finde ich eine sehr bemerkenswerte Äußerung von ihm, und das zeigt auch, welchen Tiefgang und welchen Gedankengang er dort gehabt hat, aber er bleibt kurz vorher stehen. Er bleibt letzten Endes bei der Betrachtung des Kreuzes auf der vielleicht schiitischen Schmerzenstheologie stehen. Aber für Christen geht das Kreuz einen Schritt weiter. Karfreitag ist der Tag der Schmerzen, des Todes. Und dann kommt die Auferstehung. Und Christen singen zu Ostern halleluja, freuet euch, dies ist ein großer Tag, Gott hat den Tod besiegt, wir sind erlöst! Und diese ganze Dimension des Positiven, des Freuens, des Lebensbejahenden, das hat Kermani

weggelassen.

 

Pokatzky: Aber können wir denn Herrn Kermani das so vorwerfen, dass er dann ausgeschlossen wird von einem Preis, der in diesem Jahr ja explizit verliehen werden soll an Vertreter verschiedener Religionen, die sich dem interreligiösen Dialog gewidmet haben? Ist das ein Ausschlussgrund?

 

Hünseler: Nein, überhaupt nicht, im Gegenteil. Natürlich, was Kermani hier formuliert hat, ist das, was alle Muslime in Deutschland, die muslimischen Glaubens sind - und das sind immerhin 3,5 Millionen Menschen, wenn man den Zahlen glauben darf -, über das Kreuz denken. Er hat nichts anderes gesagt, als was muslimische Lehrtradition ist. Von daher kann man ihn doch dafür nicht bestrafen.

 

Pokatzky: Ich spreche mit Peter Hünseler, dem Geschäftsführer der Christlich-islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz. Herr Hünseler, was, glauben Sie, hat Kardinal Lehmann veranlasst, dass er Navid Kermani doch bestraft hat?

 

Hünseler: Na ja, ob er ihn bestraft hat oder wer ihn letzten Endes bestraft hat, das sollen wir noch mal dahingestellt sein lassen oder können wir vielleicht im Nachgang erörtern. Was hier artikuliert worden ist, ist natürlich schon eine starke Äußerung von Kermani, der hier bei der Betrachtung der Schmerzen und der Schmerzenstheologie von Pornografie und Idolatrie gesprochen hat.

 

Pokatzky: Idolatrie heißt was genau?

 

Hünseler: Ja, der Begriff ist mir auch zum ersten Mal in meinem Leben aufgekommen, vorgekommen, und ich habe also nun versucht, auch nachzuforschen, bin nicht fündig geworden. Ich denke aber mal, dass es hier um die Verherrlichung eines Idols geht, eine Loslösung letzten Endes von der Person. Aber das ist nicht das Entscheidende. Das Entscheidende ist, dass hier das Wort Pornografie gefallen ist, und das hat ja nun Bischof Steinacker sehr stark in den Vordergrund …

 

Pokatzky: Also der evangelische ehemalige Kirchenpräsident.

 

Hünseler: Richtig, hier in Hessen, von Hessen und Nassau, und hat sehr stark in den Vordergrund gestellt, dass ihn dieses Wort doch schon sehr gestört hat. Und da ist nun in der Tat die Frage, ob so etwas nötig ist und ob so was vielleicht auch sachlich gerechtfertigt ist. Ich habe da meine Zweifel.

 

Pokatzky: Herr Hünseler, Navid Kermani ist ein Schriftsteller. Können wir diesen Beitrag in der "Neuen Zürcher Zeitung", der ja im Rahmen einer ganzen Reihe während eines langen Rom-Aufenthaltes von Navid Kermani erschienen ist, wo er verschiedene christliche Kunstobjekte betrachtet hat, können wir den nicht vielleicht auch mal unter schriftstellerischen Aspekten sehen, dass er am Anfang sozusagen richtig heftig draufhaut, um am Ende, ja, noch einmal seine Faszination angesichts des Kreuzes fast bis zu einer Liebeserklärung umso deutlicher werden zu

lassen?

 

Hünseler: Natürlich kann man das, und ich würde das auch für gerechtfertigt halten. Ich persönlich hätte mich auch hier nicht pikiert gefühlt. Ich kann aber Herrn Steinacker nicht vorwerfen, wenn er es tut. Man hätte aber dann …

 

Pokatzky: Herr Hünseler, das ist ja sozusagen jetzt dann auch persönliches Empfinden und Befinden anderer Preisträger. Sie haben aber doch mithilfe der Hessischen Staatskanzlei Herrn Kermani sozusagen bestraft und dafür gesorgt, dass er vom Preis ausgeschlossen wurde.

 

Hünseler: Das hätte meines Erachtens natürlich nicht passieren dürfen. Zunächst einmal sagen sie, sie hätten nichts anderes getan als zu sagen, ich nehme den Preis nicht an. Aber vielleicht hätten sie ja trotzdem nachschieben können zu einem späteren Zeitpunkt, als dann die Hessische Landesregierung beschlossen hat, dass Herr Kermani den Preis aberkannt bekommt, vielleicht nachlegen können, dass sie das nicht gewollt haben. Und das hätten sie natürlich tun müssen.

 

Pokatzky: Wir haben gestern ein Interview dem Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Frank Schirrmacher. Vielleicht können wir daraus ein ganz kleines Zitat mal reinspielen. Schirrmacher: Der sogenannte Dialog der Religionen, das ist offenbar noch immer was für Sonntagsreden. Aber wenn es dann um die Sache geht, dann sieht das ganz schön schlecht damit aus. Und so muss man, glaube ich, auch dieses Desaster jetzt verstehen. Es zeigt, wie wichtig es ist, wegzukommen von den Sonntagsreden und die Widersprüche und die Abgründe zu erkennen und ein wirkliches Gespräch zu beginnen.

 

Pokatzky: Herr Hünseler, was können wir tun, um jetzt von den Sonntagsreden wegzukommen und das Ganze vielleicht tatsächlich doch auch als eine echte Chance für einen Dialog zwischen Christen und Muslimen zu nutzen?

 

Hünseler: Also ich würde zunächst einmal bestreiten, dass der christlich-islamische Dialog aus Sonntagsreden besteht. Der christlich-islamische Dialog, so wie er geführt wird und auch wo ich involviert bin, hat vornehmlich zwei Ziele: Das eine ist, dass wir mehr übereinander wissen, dass wir das transportieren, dass Muslime ihre Glaubensinhalte darstellen und verständlich machen in einer Gesellschaft, die natürlich zum Islam nicht den Zugang hat. Dann, was Herr Kermani gemacht hat, ist ja, er hat über den Glauben der anderen gesprochen. Das ist eigentlich ein Schritt, der später kommt. Der zweite Punkt ist im christlich-islamischen Dialog, dass wir über das Zusammenleben uns Gedanken machen hier in Deutschland - da haben wir ja das Grundgesetz, das die Werte des Zusammenlebens regelt -, und dass wir versuchen darzustellen, inwieweit eben diese Werte, die im Grundgesetz festgelegt sind, die wir in unseren Religionen wiedererkennen können, damit wir aus unseren Religionen, aus einer religiösen Identität, als Muslim zum Beispiel, als Christ aktiv in dieser Gesellschaft mitwirken können. Das ist das zweite sehr wichtige Ziel. Und da werden keine Sonntagsreden geführt.

 

Pokatzky: Aber was heißt bei diesem interreligiösen Dialog dann Identität, wenn zum Glauben des einen gehört, dass er mit dem Kreuz Probleme hat, zum Glauben des anderen, dass das Kreuz Bestandteil seines Glaubens ist? Warum können wir das nicht einfach so stehen lassen und aus Respekt gegenüber dem anderen das tolerieren?

 

Hünseler: Ja, wir müssen das ja tolerieren und wir tolerieren das auch, aber es fällt uns leichter zu tolerieren, wenn wir die Hintergründe kennen. Wenn wir beispielsweise, oder uns ist jetzt Deutschlandradio Kultur - Thema - Theologe: Eine längst fällige Debatte aufgefallen, dass wir längst hätten über die Bedeutung des Kreuzes im europäischen öffentlichen Raum und mit seinem theologischen Hintergrund hätten reden können müssen, damit die Muslime, die diesem Kreuz ja sehr häufig in ihrem Leben begegnen, eben verstehen, wofür es steht. Bis jetzt ist es - wir stellen ja fest, nachdem, was Herr Kermani geschrieben hat, dass hier eben ein Wissen vorliegt, was die Kreuzestheologie nicht wirklich ganz erfasst, sondern nur einen Teil. Und dafür wird der christlich-islamische Dialog geführt, damit wir ein vollständiges Verständnis gegenseitig haben.

 

Pokatzky: Und er wird weitergeführt, auch mit Navid Kermani. Danke, Peter Hünseler, von der Christlich-islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz in Frankfurt am Main.

 

© 2009 Deutschlandradio (http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/968355/)

 


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