Islamwissenschaftler Nagel gegen Zweifel an Mohammeds Existenz
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Weihbischof Hans Jochen Jaschke
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Hamburg (KNA) Der renommierte Göttinger Islamwissenschaftler Tilmann Nagel hat die von dem islamischen Theologen Muhammad Kalisch geäußerten Zweifel an der historischen Existenz Mohammeds kritisiert. „Die Diskussion entbehrt die Voraussetzung des Wissenschaftlichen, denn solche Zweifel müssen auch begründet sein“, sagte Nagel am Montagabend in der Hamburger Katholischen Akademie. Wenn man den Koran im historischen Kontext lese, sei die Vorstellung, dass Mohammed nicht gelebt habe, nicht nachvollziehbar, so Nagel, der Kalischs Lehrer war. „Das sollte einen historisch-kritischen Forscher zum Nachdenken bringen, ob er sich nicht auf dem Holzweg befindet“, sagte der Autor zweier Mohammed-Biografien. Er äußerte sich bei einem Abend zum Thema „Mohammed - Leben und Legende“ auf Einladung des Hamburger Weihbischofs Hans-Jochen Jaschke in Kooperation mit dem Dominikanischen Institut für christlich-islamische Geschichte.
Kalisch war von 2004 bis September 2008 Inhaber des ersten Lehrstuhls für islamische Theologie in Deutschland an der Universität Münster. Nachdem er die historische Existenz des Propheten Mohammed infrage gestellt hatte, entzogen ihm die islamischen Verbände ihr Vertrauen. Daraufhin verlangte der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM), eine Unbedenklichkeitserklärung für islamische Hochschultheologen einzuführen, vergleichbar dem „Nihil obstat“ der Bischöfe für katholische Theologen. Jaschke hob die Bedeutung des Dialogs zwischen Christen und Muslimen hervor.
Dieser schaffe Vertrauen, ziele aber nicht auf einen religiösen „Einheitsbrei“ ab, sagte der Weihbischof, der in der Deutschen Bischofskonferenz für den Interreligiösen Dialog zuständig ist. In Anspielung auf die „Mohammed-Karikaturen“ kritisierte Jaschke, dass die Muslime durch Bilder und Schlagzeilen beleidigt worden seien. „Wir dürfen einander nicht wehtun“, so der Weihbischof. Zudem hob Jaschke die Bedeutung der Vernunft und der historisch-kritischen Betrachtung im Umgang mit der Religion hervor. Die geschichtswissenschaftliche Sichtweise schmälere die Religion nicht, sondern stärke sie vielmehr, unterstrich der Theologe. (KNA - ktkqlq-BD-1328.03UO-1)
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