Ein „Weißer Vater“ macht seinem Orden alle Ehren
Von Markus Kampmann
Gronau - Hans Vöcking macht seinem Orden alle Ehre. Nicht etwa deshalb, weil er mit seinem weißen Haar und seiner gutmütigen Art wirklich wie ein „Weißer Vater“ wirkt, sondern vor allem, weil er viel bewegt hat im Namen seiner Ordens. So war er nach seiner Priesterweihe in St. Antonius beispielsweise viele, viele Jahre in Nordafrika unterwegs und engagierte sich in der Entwicklungspolitik. Am Sonntag (21. März) nun schließt sich der Kreis: In der Gronauer Antonius-Kirche feiert Pater Hans Vöcking sein 40-jähriges Weihejubiläum.
Seine berufliche Laufbahn begann der Pater noch ganz weltlich: Nach dem Besuch der Volksschule in Gronau absolvierte er zunächst eine kaufmännische Lehre bei Klaas+Kock. Dann aber entschied er sich, doch noch das Abitur nachzuholen, weil er Theologie studieren wollte. Ausschlaggebend dafür seien die Erfahrungen gewesen, die er in der kirchlichen Jugendarbeit gesammelt hatte, erinnert sich der gebürtige Gronauer.
So studierte Hans Vöcking nach dem Abitur Philosophie in Trier und Theologie im belgischen Löwen, außerdem noch Arabisch und Islamwissenschaften in Rom. Schließlich schloss er sich bereits 1962 dem katholischen Orden der „Weißen Väter“ an. Die internationale Ausrichtung des 1868 in Algerien gegründeten Ordens und die Ausrichtung auf Afrika faszinierten den jungen Vöcking.
Nach seiner Weihe zum Priester - am 22. März 1970 in St. Antonius - zog es ihn denn auch nach Algerien: In Oran war er als Leiter eines Dokumentationszentrums für entwicklungspolitische Fragen tätig, das einer Universität zugeordnet war. „Es ging um soziale, wirtschaftliche und rechtliche Aspekte der Entwicklungspolitik“, blickt der Pater zurück. Er beschäftigte sich beispielsweise mit Entwicklungshilfeprojekten der Caritas, der Anlage von Gemüsegärten, von Baumplantagen, aber auch der Erdölpolitik.
Acht Jahre war Vöcking in Oran. Dann wurde der Islam-Experte hierzulande gebraucht: In Frankfurt sollte er ein Dokumentationszentrum für christlich-islamische Begegnungen aufbauen. Der damalige Essener Weihbischof - zuständig für den interreligiösen Dialog - hatte darum bei den „Weißen Vätern“ angefragt. Anlass war, dass viele Muslime als Gastarbeiter nach Deutschland gesiedelt waren, viele weitere im Zuge der Familienzusammenführung nachkamen.
1979 begann Hans Vöcking mit dieser Aufgabe und leitete die „CIBEDO“ (Christlich-islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle) 20 Jahre lang. Gegründet als Einrichtung der „Weißen Väter“, ging „CIBEDO“ in die Verantwortung der Katholischen Kirche Deutschland über und nimmt seither Aufgaben im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz wahr. Arbeitsschwerpunkt ist die Dokumentation über muslimisches Leben in Deutschland und die Information anderer kirchlicher Stellen, aber auch die Aus- und Fortbildung der pastoralen Mitarbeiter und im schulischen Bereich. Wer in Kontakt mit Menschen aus dem islamischen Kulturkreis komme, müsse schließlich deren kulturellen Hintergrund kennen, erklärt Vöcking. Ebenso gehörte der interkulturelle Dialog von Beginn an zum Aufgabenspektrum von „CIBEDO“.
Vöcking selbst verließ die Einrichtung Mitte der 90er-Jahre und ging nach Rom: Fünf Jahre lang lehrte er am Päpstlichen Institut für Arabisch und Islamwissenschaften, an dem Frauen und Männer aus der ganzen Welt für den christlich-islamischen Dialog ausgebildet werden.
Dass er 2002 schließlich nach Brüssel gerufen wurde, hatte mit den Anschlägen des 11. September 2001 zu tun: Urplötzlich war der Islam ein Thema in der europäischen Politik - und in Brüssel wurde ein Experte benötigt. Pater Vöcking arbeitete fortan bei der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft, beriet Politiker und leitete Seminare. Bis 2008 war er bei der Kommission tätig und ist es heute noch in beratender Funktion.
Seinen Wohnsitz allerdings verlegte er 2008 nach Köln. Des Ruhestands wegen? „So etwas gibt es bei uns nicht“, schmunzelt der Pater. Er hält nach wie vor Vorträge über den Islam, setzt sich für den interreligiösen Dialog ein, berät viele Stellen, pendelt häufig zwischen Frankfurt und Köln.
Am Sonntag kommt er zurück nach Gronau: Um 11 Uhr beginnt der Dankgottesdienst zu seinem Weihejubiläum. Anschließend lädt Pater Vöcking zu einem Empfang ins Jugendheim an der Mühlenmathe ein.
Mit freundlicher Genehmigung der IVZ-Online: www.ivz-online.de/lokales/kreis_borken/gronau/1289176_Ein_Weisser_Vater_macht_seinem_Orden_alle_Ehren.html
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