Erzbischof Koch: Politik hat Ängste vor Islam ignoriert
| |
|
Erzbischof Kurt Koch
Foto: © Bistum Basel
|
KNA 30.10.2010
Berlin (KNA) Die europäischen Politiker haben nach Auffassung des vatikanischen Ökumeneministers, Erzbischof Kurt Koch, die Probleme mit dem Islam „furchtbar unterschätzt“. Die Ängste der Bürger seien nicht ausreichend wahr- und ernstgenommen worden, sagte der Schweizer, der im November zum Kardinal ernannt wird, am Freitag in einem Interview der Tageszeitung „Die Welt“.
Er verwies auf die Volksabstimmung über Minarette in der Schweiz: Der dortige Bundesrat habe diese Frage einfach in das Baurecht abschieben wollen und habe nicht bemerkt, welche Ängste sich an die Minarettfrage geheftet hätten.
Einen großen Konfliktherd mit den Muslimen sieht der künftige Kardinal beim Verhältnis von Religion und Staat. Das Christentum habe während seiner langen Geschichte lernen müssen, dass nur die klare Trennung zwischen Staat und Religion der Kirche einen angemessenen Raum in der Gesellschaft
zuweise. „Das ist für Muslime schwer nachvollziehbar“, sagte der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Er appellierte an die Christen, den Dialog mit den Muslimen zu vertiefen und verwies auf die Erfahrungen der Christen im Nahen Osten, die von ihrer Geschichte her einen großen Erfahrungsvorsprung im Umgang mit Muslimen hätten. „Sie pflegen Kontakte. Wenn man sich nicht kennenlernt, dann bleiben nur die Ängste“, sagte der Erzbischof.
Koch rief zugleich zu einem vertieften Dialog zwischen den Kirchen im Nahen Osten auf. Das Zeugnis des Evangeliums könne in der heutigen Welt nur glaubwürdig sein, wenn die Kirchen zusammenarbeiteten, sagte er. Zugleich müssten die Christen im Heiligen Land Unterstützung erhalten, damit ihre Präsenz an den Ursprungsorten des Glaubens gesichert werde. „Der Nahe Osten ohne die Kirchen wäre ein schreckliches historisches Novum.“
Der 60-Jährige trat zum 1. Juli die Nachfolge des deutschen Kardinals Walter Kasper als Präsident des vatikanischen Rates zur Förderung der Einheit der Christen an. (KNA - lklkmt-BD-0928.55BA-1)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.