Kardinal Kasper: Not der Christen in islamischen Ländern wächst
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Kardinal Walter Kasper
Foto: © KNA
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KNA 24.11.2010
Heidelberg (KNA) Die Christenfeindlichkeit in muslimischen Ländern darf nach den Worten von Kardinal Walter Kasper nicht kleingeredet werden. Christen hätten in Staaten mit muslimischer Mehrheit „wachsende Schwierigkeiten“: „Es gibt Antisemitismus, den wir entschieden verurteilen, es gibt Islamophobie, gegen die wir uns ebenso entschieden wenden sollten, es gibt aber auch Christophobie, die ebenfalls nicht geduldet werden sollte“, sagte der langjährige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen am Dienstagabend in Heidelberg.
In der Alten Universität hielt er die „Heidelberger Akademie-Vorlesung“.
Kasper wandte sich zugleich gegen Tendenzen, den christlichen Glauben als „in sich verschlossene, in eine Wagenburg flüchtende Identität“ zu interpretieren. Vielmehr gehe es um die Öffnung hin zum anderen. Dadurch gehe die eigene Identität keineswegs verloren, sondern werde vielmehr vom anderen bereichert. Religionsfreiheit bezeichnete Kasper als eine der wichtigsten kulturellen Errungenschaften und Grundlage für eine gesellschaftliche Friedensordnung. Dabei sei Religionsfreiheit nicht als Gleichgültigkeit gegenüber anderen Religionen, sondern als tief empfundener Respekt vor anderen Glaubensüberzeugungen zu verstehen.
Der Kardinal mahnte, den Dialog der Religionen als Teil der Globalisierung zu begreifen. Dabei sei der Dialog niemals eine „Einbahnstraße, bei der Christen nur als Lehrmeister auftreten“. Vielmehr müsse jeder immer versuchen, mit den Augen des anderen auf sich zu schauen. „Dabei werden wir uns im Dialog oft kritisch den Spiegel vorhalten lassen müssen.“ Ein richtig verstandener Religionsdialog beinhalte die Chance, „die eigene Glaubenspraxis zu reinigen und sie auch tiefer zu verstehen“, so der 77-Jährige.
Kasper forderte, Probleme und Vorbedingungen für Dialog offen anzusprechen. Wer Gast- und Bürgerrechte in einer fremden Kultur wolle, müsse Pflichten eingehen. „Sie einzufordern hat nichts mit Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit zu tun, sondern auch mit Selbstachtung und mit unserem Recht, nach unserer Kultur zu leben, sie zu bewahren und sie auch weiterzuentwickeln.“ - Seit 2009 lädt die Heidelberger Akademie der Wissenschaften zur Akademie-Vorlesung herausragende Wissenschaftler ein; 2011 soll der Physiknobelpreisträger Wolfgang Ketterle den Vortrag halten.
(KNA - lkllmn-BD-1429.39DA-1)
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