Islamexperte Vöcking hält Integrationsdebatte für verspätet
Islamexperte Vöcking hält Integrationsdebatte für verspätet
Köln 12.10.2010 (KNA)
Die Debatte um die Integration von Muslimen kommt nach Meinung des katholischen Islamexperten Hans Vöcking viel zu spät. „Dieselbe Diskussion hätte man schon vor mindestens 15 Jahren führen müssen“, sagte er am Dienstag in Köln der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Schon damals sei er etwa bei der Lehrerfortbildung auf die Integrationsprobleme vieler junger Muslime gestoßen, die heute in aller Munde seien. Sachliche Analysen und Lösungsansätze seien aber lange verhindert worden. „Verantwortlich dafür waren sowohl linke Multikulti-Ideologie als auch die konservative Weigerung, Deutschland als Einwanderungsland zu sehen“, meint Vöcking.
Bei der derzeitigen Debatte gehe es natürlich immer auch um die Bedienung von Wählerklientel, auch unter den eingebürgerten Muslimen. Die Muslime hätten 1.400 Jahre lang in ihren Gebieten nach einer überlieferten Tradition und Rechtsordnung gelebt, beschrieb Vöcking das Problem. Nun versuchten sie dies erstmals als Minderheit in westlich-modernen Gesellschaften.
Die größte Bringschuld liegt für ihn jedoch auf Seiten der Muslime. „Sie müssen schlicht die allgemeinen Menschenrechte ohne Einschränkung akzeptieren. Das betrifft vor allem die Gleichberechtigung von Mann und Frau“, meinte Vöcking.
Vöcking gehört dem Orden der Weißen Väter an. Er lehrte am Päpstlichen Institut für Islamwissenschaft und Arabistik und war 25 Jahre lang im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) zuständig für den christlich-islamischen Dialog in Europa. Über 20 Jahre leitete er die Christlich-Islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO) in Frankfurt.
(KNA - lklklm-BD-1318.29BA-1)
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