Mode für Allah „I love my prophet“ - Zwischen Lifestyle und Koran
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Bildquelle: styleislam.com
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KNA 14.12.2010
Von Barbara Schmickler (KNA)
Witten (KNA) „I love my prophet“ druckte sich Melin Kesmen vor vier Jahren auf ein T-Shirt. Damit wollte der Muslim ein friedliches Bekenntnis zu seiner Religion abgeben. Aus dem T-Shirt wurde ein internationales deutsch-muslimisches Mode-Label. Ein Beweis dafür, dass sich Lifestyle und gelebter Islam nicht ausschließen.
Fotoshooting mit einem Gebetsteppich? Eine junge Muslimin mit Kopftuch posiert mit einer Tasche, die aus einem Gebetsteppich gemacht wurde. Sie strahlt in die Kamera, zeigt die dunkle Tasche mit der hellgrünen Bestickung. In einem Hinterhof sollen die Aufnehmen entstehen, die Kesmen für seine neue Kampagne nutzen möchte. Auf einer Umhängetasche aus schwarzer LKW-Plane wird mit Klettverschlüssen ein Orientteppich befestigt. So werden aus gebrauchten Orientteppichen Gebetsteppiche „To Go“. Es sind Unikate, die sich zum Beten, Picknicken oder als Tasche eignen. Einige hundert Taschen hat Kesmen schon verkauft, Tendenz steigend.
In seinem durchgestylten Büro in Witten arbeitet der Grafikdesigner an neuen Ideen. Aus den Boxen schallt sanfte Jazzmusik. Kesmen trägt das T-Shirt, mit dem vor einigen Jahren alles anfing. „I love my prophet“ - für ihn ist das ein Ausdruck, seine Religion zu leben. „Wenn der Islam von sich behauptet, zeitlos und universell zu sein, dann gehört dazu auch, dass sich Muslime im 21. Jahrhundert über den Kanal der Streetwear-Mode ausleben.“ Für ihn als Designer sei die Mode die Brücke zwischen den Kulturen und Religionen.
Der 35-Jährige lebte gerade in London, als 2005 die Mohammed-Karikaturen veröffentlicht wurden. „Wer hat sie gebraucht?“, fragt er heute. Doch auch die Reaktionen der Muslime nennt er „dumm, überzogen und genauso unnötig“. Er definiere sich durch die Liebe zum Propheten, für Gewalt und Zwang sei dabei wenig Platz. Das wollte er mit dem T-Shirt auf die Straße tragen. In der U-Bahn, in Restaurants wurde er angesprochen und entwickelte weitere T-Shirts mit Sprüchen wie „Kopftuch - mein Recht, meine Wahl, mein Leben“. Das war die Geburtsstunde für das Familienunternehmen „Styleislam“. Mittlerweile hat er einige Mitarbeiter und verkauft übers Internet in die ganze Welt. Läden hat das Label in Medina, der Stadt des Propheten Mohammed, sowie in Istanbul.
Doch was macht die muslimische Mode so besonders? „Die T-Shirts sollen eben nicht die Sexualität betonen“, sagt Kesmen. Die Kleidung sollte schön sein, aber nicht so auffällig, dass man damit alle Blicke auf sich zieht. Aktuell arbeitet er mit zwei türkischen Designerinnen zusammen. Es soll eine Streetwear-Kollektion für Frauen entstehen, die sich viele Kundinnen gewünscht haben. Die Mode richtet sich auch an nicht-muslimische Frauen. „Nicht jeder möchte seinen Körper in der Öffentlichkeit zur Schau stellen“, sagt er. Weite Tuniken mit asiatischem Touch solle es geben, mehr möchte der Designer nicht verraten. Die Zielgruppe sind junge Erwachsene.
Kesmen, der in Deutschland geboren wurde und der sich als Deutscher mit türkischem Blut bezeichnet, weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig für Jugendliche identitätsprägende Momente sind. Seine Mode könne da eine Hilfe sein. Mittlerweile ist der Geschäftsmann selbst gefragter Botschafter. Für Stiftungen und Verbände hält er Vorträge, um besonders jungen Menschen zu helfen, ihre Identität zu finden.
Schon nach den Anschlägen am 11. September 2001 spürte Kesmen den Generalverdacht, unter dem Muslime standen. Die Blicke der Nachbarn veränderten sich. Mit den T-Shirts, Taschen und Accessoires hat er sich aus dieser Ohnmacht befreit. Dennoch erreichen ihn Drohungen, er wolle mit seiner Mode das Land islamisieren. „Quatsch“, sagt Kesmen. Sein Erfolg bei den Kunden spreche für sich. Mehr als ein Viertel seiner Kunden seien Nicht-Muslime. Für sie seien Sprüche wie „Terrorism has no Religion“ geeignet. Die Slogans textet Kesmen auf Englisch, oft kombiniert er sie mit arabischen Symbolen, die Muslime aus dem Koran kennen. Seine Mode ist für Kesmen ein Mix aus Ost und West: „Der Lifestyle ist eine Reflektion des muslimischen Zeitgeists des 21. Jahrhunderts.“
(KNA - lklmlk-BD-1554.47WU-1)
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