Experte: Muslimbrüder in Ägypten sind an Realpolitik gescheitert
KNA 15.07.2013
Beirut (KNA) Die Muslimbrüder in Ägypten sind nach Ansicht des Orientalisten Samir Khalil Samir an einer Unvereinbarkeit von religiösen Vorstellungen und der politischen Wirklichkeit gescheitert. "Die Mehrheit der Ägypter wollte die Islamisten nicht mehr, weil die wirtschaftliche Situation wirklich schlimm geworden ist", sagte der Jesuitenpater am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Beirut. Statt sich um ein Ende der ökonomischen Krise zu bemühen, sei die Regierung unter Ex-Präsident Mohammed Mursi nur damit beschäftigt gewesen, "das Land zu islamisieren, im Fernsehen, in der Kultur, in der Schule und im Strafrecht". Zugleich sprach sich der gebürtige Ägypter dafür aus, auch konservative Kreise wie die salafistische Al-Nur-Partei an der Ausarbeitung einer neuen Verfassung zu beteiligen. "Wenn alle Islamisten ausgeschlossen werden, bekommen sie doch nur mehr Zulauf", so Samir. Die Regierung setze sich zudem dem Vorwurf einer antimuslimischen Haltung aus. "Echte Demokratie bedeutet, alle einzuladen", so der Nahostexperte. Dies sei auch der Standpunkt des Militärs in Ägypten, das sich auf eine Vermittlerrolle zurückgezogen habe. Der Jesuit Samir Khalil Samir leitet das Zentrum für die Erforschung des arabischen Christentums (CEDRAC) in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Er ist Nahost-Berater des Vatikan.
(KNA - nkrlm-89-00090)
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