Bischof Overbeck: Christlich-islamischer Dialog ist Kernauftrag
KNA 14.10.2013
Essen (KNA) Der christlich-islamische Dialog hat nach Worten des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck eine hohe Bedeutung für das Zusammenleben der Menschen in Deutschland. Er könne Brücken bauen, "so dass jeder im anderen nicht einen Feind, einen Konkurrenten sieht, sondern einen Bruder, den man annehmen und umarmen soll", sagte er am Samstagabend in Essen in Anlehnung an eine im März gehaltene Rede von Papst Franziskus. Der Ruhrbischof verwies darauf, dass in Deutschland rund 4,3 Millionen Menschen muslimischen Glaubens leben, davon allein ein Drittel in Nordrhein-Westfalen.
Overbeck äußerte sich auf dem Jahrestreffen für Verbände, Beauftragte und Engagierte im christlich-islamischen Dialog. Daran nahmen die Islambeauftragten der fünf katholischen NRW-Bistümer, Vertreter der muslimischen Verbände, der Christlich-Islamischen Gesellschaft und der Evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen.
Der Ruhrbischof betonte, der interreligiöse Dialog gehöre zum Wesen der katholischen Kirche. Die Sorge um ein gutes und friedliches Miteinander der Religionen sei "ein Kernauftrag der Kirche". Auch wenn die Kirche die Aufgabe habe, Jesus Christus zu verkünden, sei sie "auf den fruchtbaren Dialog mit den Religionen hin geordnet". In der Bibel stehe zuerst der Mensch im Mittelpunkt des Heilshandeln Gottes, "unabhängig von seiner Herkunft, seiner Kultur und seiner Religion". Die Gottesliebe sei an alle Menschen gerichtet, die Begegnung mit dem Fremden somit eine "Begegnung mit der Gottesliebe in dem Fremden".
Der Münsteraner Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide erteilte einem Absolutheitsanspruch des Islam eine Absage. Konfessionelle Vielfalt sei von Gott gewollt. Zwar gebe es im Koran keine einheitliche Position darüber, wie man sich zu anderen Religionen und Weltanschauungen verhalten solle, so der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Uni Münster. Neben einer pluralistischen und inklusivistischen Position gebe es auch eine dialogische. "Diese erkennt den anderen an und geht auf ihn zu, um ihn in seiner Logik zu verstehen und zu würdigen." Er rief dazu auf, den interreligiösen Dialog nicht allein auf theologischer Ebene zu halten. Vielmehr müssten alle Fragen, die Menschen heute herausfordern, einbezogen werden, so der Professor für Islamische Religionspädagogik.
Zu dem Treffen, das jährlich stattfindet, hatten die Erzbistümer Köln und Paderborn sowie die Bistümer Essen, Münster und Aachen eingeladen. An ihm nahmen auch der Vorsitzende des Arbeitskreises Integration im Bistum Essen, Weihbischof Franz Vorrath, der stellvertretende Generalkonsul der Türkei in Essen, Ahmet Davaz, und der Dialogbeauftragte des Zentralrats der Muslime, Ahmad Aweimer, teil.
(KNA - nlkln-89-00023)
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