Umstrittene Kirchenumwidmung zur Moschee verzögert sich
KNA 17.07.2013
Hamburg (KNA) Die umstrittene Umwandlung einer evangelischen Kirche in Hamburg zur Moschee verzögert sich. Die 1961 erbaute Kapernaumkirche im Stadtteil Horn, die 2002 entwidmet und 2005 an einen Unternehmer verkauft wurde, war im Dezember an eine muslimische Gemeinde veräußert worden. Die für den 3. Oktober geplante Eröffnung der Moschee lässt sich laut "Hamburger Abendblatt" (Mittwoch) nicht halten. Eine Sprecherin des Bezirksamts Mitte sagte der Zeitung, für die Genehmigung des Bauantrags fehlten noch viele Unterlagen. Die erste Umwandlung eines Gotteshauses aus den Reihen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Moschee hatte bundesweit für Diskussionen gesorgt. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider nannte die Veräußerung der Hamburger Kirche ein "Missgeschick" und eine Zumutung für jene Menschen, die sich mit dem Gotteshaus identifiziert hätten. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sagte, eine Austauschbarkeit von Christentum und Islam sei nicht im Sinne eines guten interreligiösen Dialogs.
Laut Angaben der Al-Nour-Gemeinde, die die Kapernaumkirche künftig nutzen will, sind die fraglichen Unterlagen inzwischen nachgereicht worden. Doch selbst bei einer raschen Genehmigung sei ein Eröffnungstermin erst im Frühjahr 2014 realistisch. Hinzu kommt, dass dem Zeitungsbericht zufolge die erhofften rund 1,5 Millionen Euro Spenden für den Umbau des Innenraums offenbar nur zögerlich fließen. Von außen soll sich an der früheren Kirche nicht viel verändern, da das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Derzeit beten die rund 600 Mitglieder der Al-Nour-Gemeinde in einer Tiefgarage.
Seit 2007 gibt es Leitlinien der EKD zum Verkauf von Kirchen, wonach eine direkte Veräußerung an eine nicht-christliche Organisation nicht zulässig ist. Durch den Verkauf an den Unternehmer habe jedoch seitens der Kirche keine Handhabe mehr bestanden, so die evangelisch-lutherische Nordkirche. Seit 1993 wurden 277 von mehr als 20.000 EKD-Gebäuden verkauft oder abgerissen. Auch eine Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz von 2003 spricht sich gegen eine "kultische Nutzung" ehemaliger katholischer Gotteshäuser durch den Islam aus.
(KNA - nkrlr-89-00073)
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