Indiens Christen planen Wahltaktik gegen Hindu-Nationalisten
KNA 10.09.2013
Bangkok (KNA) Indiens Kirchen wollen ihre Gläubigen in strategischem Wahlverhalten schulen, um den Erfolg nationalistischer Hindu-Parteien zu brechen. Ziel sei, das Gewicht christlicher Wählerstimmen durch eine Synergie mit anderen Minderheiten wie Muslimen und säkularen Gruppen zu stärken, schreibt der Generalsekretär des indischen Christenrates AICC, John Dayal, in einem Beitrag für den asiatischen Pressedienst Ucanews (Dienstag). In zumindest einigen der rund 140 Wahlkreise erhofften sich die Kirchen Erfolge gegen die national-hinduistische Bharatiya Janata Party (BJP) bei den Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr. Die BJP ist derzeit stärkste Oppositionspartei.
Aus eigener Kraft würden Christen unmöglich politisch lebensfähig, so der Katholik Dayal, der auch Mitglied des Nationalen Integrationsrates der Regierung ist. Es könne jedoch Verstärkereffekte geben, wenn christliche Wähler "in Abstimmung und vielleicht in einem Bündnis mit anderen ähnlich gesinnten Gruppen" agierten. Die muslimische Gemeinschaft Indiens erziele mit einem taktischen Wahlverhalten bereits eine große politische Präsenz.
An einer entsprechenden Strategieplanung arbeiten laut Dayal eine Gruppe in der katholischen Erzdiözese Delhi und Vertreter der evangelischen Kirchen gemeinsam mit Muslimen und Bürgerbewegungen. Die nach Dayals Angaben 25 Millionen Christen in Indien bilden rund 2,3 Prozent der Gesellschaft. Die Gemeinschaft der Muslime, stärkste religiöse Minderheit in Indien, ist fünfmal größer.
In Indien kam es unter anderem 2007 und 2008 im Bundesstaat Orissa zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen Christen mit vielen Toten. Dies habe die religiösen und politischen Führer der Christen aus ihrer "Erstarrung" geweckt, so Dayal. Insgesamt hätten sich seit 1947 mehr als 20.000 Vorfälle von religiös motivierter Massengewalt in Indien ereignet; Opfer seien fast ausschließlich Muslime gewesen.
(KNA - nktlk-89-00052)
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