Druck auf Islamwissenschaftler Khorchide wächst
KNA 07.11.2013
Düsseldorf (KNA) Der Druck auf den Islamwissenschaftler Mouhanad Khourchide in Münster nimmt zu. Nach dem Zentralrat der Muslime (ZDM) äußerte nun auch der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime (KRM), Bekir Alboga, am Donnerstag in Düsseldorf gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) Bedenken, ob Khorchide seinen Lehrstuhl "konfessionsgebunden leiten" könne.
Dem Koordinationsrat gehören der Zentralrat, der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland, der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) sowie die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) an. Alboga ist auch stellvertretender Generalsekretär der Ditib.
Er wirft Khorchide vor, die Mitarbeit der muslimischen Verbände in dem Beirat des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster abzulehnen. Der Beirat, der über Lehrinhalte- und personen entscheidet, soll aus je vier Vertretern der Universität und des KRM bestehen. Jeder Verband im KRM entsendet einen Vertreter. Zwei vom Islamrat nacheinander vorgeschlagene Kandidaten wurden laut Alboga wegen offensichtlicher verfassungsrechtlicher Bedenken abgelehnt. Deshalb arbeitet der Beirat an dem mit Bundesmitteln geförderten Zentrum noch nicht. Gleichwohl läuft der Lehrbetrieb seit dem Wintersemester 2012.
Khorchide hatte in einem "Zeit"-Interview gesagt, dass er das Beiratsmodell und die Lehrerlaubnis gerne abschaffen würde. Lehrpersonen sollten sich selbst verpflichten, ein Leben nach islamischen Maßstäben zu führen. Zugleich plädierte er für eine Weiterentwicklung des Islam. Gesetze seien nicht den Buchstaben nach zu erfüllen.
Die Universität Münster hatte bei der Ernennung Khorchides im Jahre 2010 die Zustimmung des KRM eingeholt. An dem Zentrum werden islamische Religionslehrer und Imame ausgebildet. Da der Islam im Gegensatz zu den Kirchen nicht als klar definierte Religionsgemeinschaft anerkannt ist, bestimmt ersatzweise der Beirat über Lehrinhalte und -personal. Mit diesem Verfahren lehnt sich die Hochschule an das Berufungsverfahren für katholische und evangelische Theologie-Professoren an und folgt zugleich einer Empfehlung des Wissenschaftsrates.
Vor wenigen Tagen hatte der ZDM-Vorsitzende Aiman Mazyek kritisiert, dass "in Münster über die Köpfe der islamischen Verbände hinweg Inhalte beschlossen und Professoren bestellt" würden. Unterdessen verweisen die muslimischen Verbände auf eine von Khorchide unterschriebene "Absichtserklärung" aus dem Jahr 2010, in der er sich zu einer "engen Kooperation" bekannt habe.
Alboga wies Vorwürfe zurück, dass die muslimischen Verbände die Funktionsfähigkeit des Beirats blockierten. Der KRM habe sich darauf verständigt, "zum letzten Mal" einen weiteren Kandidaten vorzuschlagen.
(KNA - nllkr-89-00090)
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