Patriarch Rai befürchtet Untergang des christlichen Orients
KNA 23.08.2013
Vatikanstadt (KNA) Der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai befürchtet angesichts der gegenwärtigen Entwicklung in Ägypten, Syrien und anderen Ländern des Nahen Ostens den endgültigen Untergang des christlichen Erbes der Region. "Wir sind gegenwärtig Zeugen einer totalen Zerstörung dessen, was die Christen in 1.400 Jahren aufbauen konnten", sagte Rai am Freitag im Interview mit Radio Vatikan.
Zugleich erhob er schwere Vorwürfe gegen den Westen. Gegenwärtig sei im Nahen Osten "ein Projekt der Zerstörung der Arabischen Welt aus wirtschaftlichen Interessen zu sehen und der Wille, so oft wie möglich interkonfessionelle Konflikte zwischen Schiiten und Sunniten in der islamischen Welt anzuzetteln". Er verwies darauf, dass die Muslimbrüder vom Westen zwei Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) erhalten hätten. Die Beispiele Ägypten, Syrien und Irak lehrten, dass, wo immer Chaos in einem Land des Nahen Osten herrsche, grundlos Christen angegriffen würden, so der Patriarch. In Ägypten würden die Kopten gegenwärtig Opfer des Konflikts zwischen gemäßigten und fundamentalistischen Muslimen und zwischen Sunniten und Schiiten.
Bechara Rai (73) ist Patriarch der Maroniten, der mit Rom verbundenen Stammkirche des Libanon. Die Maroniten sind die größte christliche Gemeinschaft im Land. Nach einer Übereinkunft bei der libanesischen Unabhängigkeit 1943 stellen die Maroniten stets den Staatspräsidenten. Durch die enge Verbindung von Religion und Politik ist das Amt des maronitischen Patriarchen auch politisch von großer Bedeutung.
(KNA - nksmn-89-00039)
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