Türkisches Religionsamt prangert Kinderhochzeiten an
KNA 15.11.2013
Istanbul (KNA) Das staatliche Religionsamt in der Türkei hat die Verheiratung minderjähriger Mädchen mit älteren Männern angeprangert. Es gehe nicht an, diesen Missbrauch der sogenannten Kinderbräute mit dem Islam oder dem Leben des Propheten Mohammed rechtfertigen zu wollen, sagte Behördenleiter Mehmet Görmez nach Medienberichten vom Freitag. Görmez sprach von einem "inakzeptablen Vergehen". Das Religionsamt setzt sich seit Jahren gegen die Verheiratung minderjähriger Mädchen ein. Diese Praxis ist vor allem in ländlichen Gebieten der Türkei verbreitet.
Görmez bezog sich bei seiner Warnung auf die Überlieferung, nach der Mohammed seine Lieblingsfrau Aischa im Alter von neun Jahren heiratete. Görmez sagte, ohne historische Einordnung werde dieses Beispiel zu "Material für Polemik". Die türkischen Gesetze sehen ein Mindestalter von 17 Jahren für die Eheschließung vor; in Ausnahmefällen und mit richterlicher Genehmigung ist eine Hochzeit auch schon mit 16 erlaubt. Nach Zahlen des Innenministeriums haben in den vergangenen drei Jahren dennoch fast 130.000 Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag geheiratet. Diese Mädchen werden fast ausschließlich mit älteren Männern verheiratet. Die Zahl der Jungen, die vor dem vollendeten 18. Lebensjahr heiraten, liegt bei lediglich 6.000. Das türkische Familienministerium hatte deshalb im Sommer angekündigt, mit insgesamt 15.000 Familien über die Praxis der Kinderhochzeiten zu reden.
(KNA - nlllp-89-00052)
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