Türkei: Bischofsmord Werk von geistesgestörtem Einzeltäter
KNA 11.06.2013
Rom (KNA) Der 2010 in der Türkei ermordete katholische Bischof Luigi Padovese ist nach Auffassung des zuständigen Gerichts Opfer eines geistesgestörten Einzeltäters geworden. Das geht aus der Urteilsbegründung hervor, über die die italienische Tageszeitung "Avvenire" (Dienstag) berichtet. Letzte Gewissheit über die Motive der Tat gebe es jedoch nicht, so die am Montag verbreitete Erklärung des Gerichts im südtürkischen Iskenderun.
Das Gericht hatte im Januar den zur Tatzeit 26 Jahre alten Fahrer Padoveses, Murat Altun, zu 15 Jahren Haft verurteilt. Altun hatte gestanden, den Vorsitzenden der katholischen Türkischen Bischofskonferenz am 3. Juni 2010 vor dessen Haus in Iskenderun erstochen zu haben. Der aus Italien stammende Padovese leitete das Apostolische Vikariat von Anatolien; dies ist die Vorstufe eines Bistums in Regionen mit wenig Katholiken.
Kirchenvertreter hatten der türkischen Justiz mangelnden Aufklärungswillen vorgeworfen. Türkische Gerichte sahen in den vergangenen Jahren stets geistesgestörte Einzeltäter am Werk, wenn Christen ermordet wurden. Dies gilt im Fall des italienischen Priesters Andrea Santori, der 2006 in der Schwarzmeerstadt Trabzon erschossen wurde, ebenso wie nach der Ermordung von drei protestantischen Missionaren in Malatya 2007.
Über die Motive für die Ermordung Padoveses machte der Angeklagte im Verlauf des Prozesses widersprüchliche Angaben. Sie reichten von einer angeblichen Geistesstörung über einen islamistischen Hintergrund bis hin zu einer homosexuellen Beziehung. Altuns Anwälte hatten auf Unzurechnungsfähigkeit ihres Mandanten plädiert. Beobachter rechnen damit, dass der seit Mitte 2010 inhaftierte Altun bei guter Führung 2016 wieder auf freien Fuß kommen könnte.
(KNA - nkqll-89-00035)
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