Nahost-Christen gegen Militäreinsatz der USA in Syrien
KNA 11.09.2013
Stockholm (KNA) Der Weltrat der Aramäischen Christen fordert von den US-Senatoren die Ablehnung eines Militäreinsatzes in Syrien. Der Plan von Präsident Barack Obama und seinen Verbündeten, "einen weiteren Krieg im Nahen Osten zu beginnen", wäre "fatal für die einheimischen Christen und andere schutzlose Minderheiten in Syrien", heißt es in einem am Dienstagabend in Stockholm veröffentlichten Brief des Rates von Christen, deren Heimat die Nahostregion ist. Ein bewaffnetes Vorgehen gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad werde die Region in Brand setzen und möglicherweise "zu einem noch größeren Krieg mit vielen anderen Staaten" führen. Obama hatte eine Abstimmung im US-Senat über einen Militäreinsatz in Syrien am Dienstag (Ortszeit) verschoben.
Der Präsident des Weltrats der Aramäer, Johny Messo, verwies auf das Eingreifen der USA im Irak 2003. Dieses habe zahllose Menschenleben gekostet und dem Land nicht mehr Frieden und Stabilität gebracht. Eine Ablösung Assads durch eine Regierung aus Kreisen der Aufständischen mache Syrien sehr wahrscheinlich zu "einem neuen Irak, wo Bürgerkrieg und religiöse Gewalt eine einst große Kultur und ein großes Volk gründlich zerstört hat".
"Der Weltrat der Aramäer kann nicht dazu schweigen, dass Christen in der Region von den Regierungen des Nahen Ostens und des Westens weithin als 'Kollateralschaden' und 'Bürger dritter Klasse' behandelt werden und das ausgerechnet in jenen Ländern, die von unseren Vorfahren aufgebaut wurden", so Messo weiter. Ein westlicher Militärschlag gegen Syrien hätte "katastrophale Folgen, besonders für Syriens christliche Bevölkerung und sein altes Kulturerbe".
Obama sei weiterhin den Beweis schuldig, dass Assad für die Giftgasangriffe vom 21. August verantwortlich sei, schrieb der Aramäer-Weltrat. Manche Berichte deuteten auf die Rebellen als Urheber. Auf das Konto der Rebellen gingen auch "viele gut belegte Verbrechen gegen die Menschlichkeit" wie Enthauptungen, brutale Tötung von Frauen und Kindern, Folter und Gruppenvergewaltigungen.
Aramäische Christen leben heute größtenteils im Irak, in Syrien, im Iran, im Libanon und in der Türkei. Exilgemeinden bestehen unter anderem in Deutschland, Schweden und in den USA. Sie gehören unterschiedlichen christlichen Konfessionen an, unter anderem der syrisch-orthodoxen Kirche.
(KNA - nktll-89-00013)
Aramäer
Bonn (KNA) Als Aramäer werden Christen verschiedener Konfessionen bezeichnet, die als Liturgiesprache das Aramäische beziehungsweise eine Form des Syrischen benutzen. Zugleich bilden die Aramäer eine eigene ethnische Gemeinschaft, die im Gebiet der Türkei, des Irak und Syriens beheimatet ist. Die aramäische Sprache wurde zur Zeit Jesu im Raum Palästina und in weiten Gebieten des Nahen Ostens benutzt. Teile des Alten Testaments sind in ihr abgefasst.
Aramäische Christen leben heute größtenteils im Irak, in Syrien, im Iran, im Libanon und in der Türkei. Exilgemeinden bestehen unter anderem in Deutschland, Schweden und in den USA. Ihren Ursprung sehen die aramäischen Christen in den ersten Gemeinden, die noch zu neutestamentlicher Zeit etwa in Damaskus oder Antiochien - dem heutigen Antakya in der Türkei - entstanden.
Den Anspruch auf die älteste Tradition erhebt die syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien. Ebenfalls als Gründung des ersten Jahrhunderts versteht sich die assyrische Kirche des Ostens mit einer eigenen Kirchen- und Theologiegeschichte. Daneben gibt es mehrere mit dem Papst in Rom verbundene syrische Kirchen, so die syrisch-chaldäische Kirche, die syrisch-melkitische Kirche, die syrisch-maronitische Kirche und die syrisch-katholische Kirche.
In Deutschland leben nach Angaben des Bundesverbandes der Aramäer mit Sitz in Heidelberg rund 90.000 Aramäer. Ein Großteil ist aufgrund von Verfolgung im Zweistromland nach Deutschland geflohen. Der Verband hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich um kulturelle, soziale und politische Belange der Gemeinschaft zu kümmern. Schirmorganisation aller aramäischen Verbände und Vereine in Europa, Amerika, Australien und dem Nahen Osten ist der Weltrat der Aramäer (WCA) im schwedischen Södertälje.
(KNA - nktll-89-00015)
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