Warum in München die Moscheen am 3. Oktober fast leer bleiben
KNA 01.10.2013
Von Veronika Wawatschek (KNA)
München (KNA) Der Tee, den Deniz Tekin im Gemeinschaftsraum serviert, ist schwarz und süß. Allein - es will ihn keiner. So war es am 3. Oktober 2012. Und am Donnerstag, wenn erneut bundesweit der seit 1997 eingeführte Tag der offenen Tür in den Moscheen Deutschlands begangen wird, dürfte es wohl wieder so sein. Im Hinterhof der Münchner Schanzenbachstraße wehen einsam zwei Flaggen, eine türkische und eine deutsche. "DITIM - Türkisch Islamisches Gemeindezentrum zu München e.V." ist vorne auf dem Schild an der Hausecke zu lesen. Groß ist es definitiv nicht. Aber das ist nicht der Grund, warum in der Sendlinger Moschee kein großer Andrang sein wird.
Denn während andere muslimische Gotteshäuser an diesem Tag Hunderte Besucher empfangen - 100.000 sollen es laut Koordinationsrat der Muslime bundesweit sein -, warten die Münchner oft vergeblich. Zu groß sei die Konkurrenz, erklärt der Dialogbeauftragte der DITIM, Deniz Tekin. War es im vergangenen Jahr die bundesweite Feier zum Tag der deutschen Einheit, die in der bayerischen Landeshauptstadt potenzielle Besucher abgrub, so macht ein anderes Großereignis den Muslimen seit Jahren zu schaffen: das Oktoberfest.
Die Leute gingen lieber auf die Wiesn als in die Moschee, meint Tekin. Und alle anderen nutzten das oft schöne Wanderwetter. Da sei es ein Nachteil, dass München so nah an den Bergen liege. Nur eine Hand voll Interessierte fand im vergangenen Jahr den Weg zu ihm in die Sendlinger Moschee. Auch in der Mehmet Akif Moschee in der Moosacher Straße machen die Verantwortlichen seit Jahren ähnliche Erfahrungen. "Wir haben keinen großen Andrang", sagt Vorstandsmitglied Serhat Cahadar. Und selbst beim Islamischen Zentrum im Münchner Norden, dessen Minarett weithin sichtbar ist, gibt es mittlerweile einen zweiten Tag der offenen Tür im Mai. Die Besucherzahlen am 3. Oktober liegen dort eigenen Angaben zufolge bei einem "Minimum von 80 Personen".
Außerhalb der Landeshauptstadt kann man es dagegen fast mit dem Bundesdurchschnitt aufnehmen. Talha Dogan ist Imam in der DITIB-Moschee in der Nürnberger Südstadt. Zuvor war er in Hamburg, kennt "Tage der offenen Moschee" mit bis zu 200 Besuchern. In Nürnberg seien es etwa 120, heißt es dort. Vier bis fünf Führungen a 25 Personen sind im Angebot. Ganz anders sieht es im oberbayerischen Penzberg aus. Jeweils 300 Besucher habe die bundesweit durch ihren Imam Benjamin Idriz bekannte Moschee in den vergangenen 14 Jahren jedes Mal mindestens gehabt. Manchmal sind es der Dialogbeauftragten Gönül Yerli zufolge aber auch schon 500 gewesen - und das, obwohl es von Penzberg in die Berge nur ein paar Kilometer sind.
(KNA - nlkkl-89-00109)
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