Kardinal Tauran: Dialog mit Islam darf nicht oberflächlich sein
KNA 24.06.2013
Vatikanstadt (KNA) Der Vatikan wertet den Dialog zwischen Christen und Muslimen als häufig zu oberflächlich. "Ich habe den Eindruck, dass wir viele Fortschritte gemacht haben; aber wenn wir in die Tiefe gehen, erkenne ich, dass das Wissen übereinander doch noch ziemlich oberflächlich ist", sagte der Präsident des Päpstlichen Dialogrates, Kardinal Jean-Louis Tauran, im Gespräch mit Radio Vatikan (Freitag). So sei etwa der Blick auf den Islam stark von politischen Ereignissen und dem Terrorismus geprägt.
Der Austausch zwischen Christen und Muslimen darf nach Worten Taurans keine Aufgabe der Eliten bleiben. Er müsse vielmehr "auf der Straße" geführt werden, in Schulen und Universitäten. Tauran äußerte sich nach Ende eines Treffens zwischen Mitgliedern des Dialogrates und einer Delegation des "Internationalen Islamischen Forums für den Dialog", das in den vergangenen Tagen im Vatikan stattfand. Die Religionsfreiheit bleibe für die muslimischen Vertreter ein schwieriges Thema. Daher habe man darüber nur äußerst vorsichtig gesprochen. "Auf diesem Gebiet haben wir keine außergewöhnlichen Entscheidungen erzielt", gab der Kardinal zu bedenken. Er beklagte zudem, dass sich die bislang erreichten Gemeinsamkeiten noch nicht auf die Gesetzgebung oder die Verwaltungspraxis ausgewirkt hätten.
Besorgt zeigten sich die je zwölf Mitglieder starken Delegationen nach Worten Taurans über eine nachlassende Spiritualität in den modernen Gesellschaften. Das betreffe vor allem die junge Generation. "Wir müssen uns anstrengen, um den heutigen Menschen die Möglichkeit zu geben, ein inneres Leben zu führen", betonte er. Am Mittwoch hatte auch Papst Franziskus die Teilnehmer des interreligiösen Treffens empfangen.
(KNA - nkqml-89-00097)
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