Türkische Schulbücher dürfen nur eingeschränkt verwendet werden
KNA 03.07.2013
Düsseldorf (KNA) Die an nordrhein-westfälischen Schulen verteilten türkischen Unterrichtsbücher dürfen dort nur eingeschränkt benutzt werden. Sie entsprächen nicht den geltenden Lehrplänen, sagte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) am Mittwoch im Schulausschuss des Landtags. Über die Schulaufsicht seien die Lehrkräfte darauf hingewiesen worden, dass das Lernmaterial des türkischen Ministeriums für nationale Erziehung nur für einen "punktuellen" Einsatz im Unterricht sei. Es fehle eine "thematische Multiperspektivität".
Bereits vor Wochen hatte das türkische Konsulat bestätigt, dass Schulbücher aus der Reihe "Türkisch und die türkische Kultur" (Türkce ve Türk Kültürü) an NRW-Schulen verteilt werden. Es sei das "natürliche Recht" für Schüler türkischer Herkunft, "ihre Kultur und Sprache kennenzulernen". Da gegenwärtig nur ein kleiner Teil der bundesweit 900.000 muslimischen Schüler islamischen Religionsunterricht erhalte, beinhalteten die türkischen Lehrbücher auch Abschnitte über Religion.
Die Bücher seien nicht für den Unterricht zugelassen, erklärte Löhrmann. Eine Anerkennung als Schulbuch sei vom türkischen Ministerium bisher nicht beantragt worden. Allerdings hätte ein solcher Antrag kaum Erfolgsaussichten, weil der "patriotische" Sprachstil "befremdlich" wirke und nicht den "didaktisch-methodischen Standards" in Deutschland entspreche. Zudem sei fraglich, ob die Unterrichtsmaterialien den Schülern eine freie Meinungsbildung ermöglichten.
Die Lehrergewerkschaft GEW hatte kritisiert, dass in den türkischen Lehrbüchern geschichtliche Zusammenhänge falsch dargestellt und "Volksgruppen in der Türkei diskriminiert" würden. Dagegen führte der vom Schulministerium als Gutachter beauftragte Professor für Moderne Türkeistudien, Haci-Halil Uslucan aus, dass die Inhalte "weitestgehend im Geiste des Humanismus" verfasst seien und "keine aufwiegelnde Tendenz" gegenüber anderen Völkern und Nationen aufwiesen. Weite Passagen enthielten jedoch "eine erdrückend moralisierende, naiv und kitschig wirkende Darstellung".
(KNA - nkrkn-89-00074)
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