Autor Abdel-Samad fordert Wende in deutscher Islam-Debatte
KNA 03.07.2013
Frankfurt (KNA) Die Islam-Debatte in Deutschland sollte nach Ansicht des deutsch-ägyptischen Autors Hamed Abdel-Samad auch zu einem Nachdenken über die Stellung der beiden großen christlichen Kirchen führen. "Die Lösung kann niemals sein, dass man den Islam mit den Kirchen gleichstellt, dass der Staat auch für die Muslime Steuern eintreibt und dass sie genau das gleiche Mitspracherecht in den Medien und im Gesundheitswesen haben", sagte Abdel-Samad der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch). Die Muslime sollten nicht die gleichen Privilegien wie die Kirchen erhalten, sondern die Kirchen "müssten auf einige Privilegien verzichten", forderte der Schriftsteller.
Abdel-Samad sieht sich derzeit Todesdrohungen von Islamisten in Ägypten ausgesetzt. Hintergrund ist ein Vortrag des 41-Jährigen über religiösen Faschismus, den er in der ägyptischen Hauptstadt Kairo gehalten hatte. Dieser sei im Islam selbst begründet, "seit der Prophet Mohammed im 7. Jahrhundert den Islam als allein gültige Religion und Kultur durchsetzen wollte", erläuterte der Autor unlängst seine Position in einem Interview der "Welt". Kritiker werfen ihm vor, er beleidige den Propheten und den Islam. Im Internet fordern Salafisten und Muslimbrüder den Tod des Autors.
Die Mehrheit der Ägypter distanziere sich von den Mordaufrufen, auch wenn sie nicht einer Meinung mit ihm sei, sagte Abdel-Samad. Angesichts der politischen Situation in seinem Herkunftsland erhob der Schriftsteller schwere Vorwürfe gegen Präsident Mohammed Mursi. Dieser habe "gegen alle demokratischen Gepflogenheiten verstoßen, er hat mit Demokratie nichts zu tun". Zur Rolle des Militärs sagte Abdel-Hamad: "Die Armee kümmert sich um die Sicherheit in Ägypten, aber sie macht sich auch Sorgen um die wirtschaftliche Lage Ägyptens." Jetzt müssten die Militärs "die Handbremse ziehen".
Hamed Abdel-Samad lebt seit seinem 23. Lebensjahr in Deutschland. Der Sohn eines Imams ist Mitglied der Deutschen Islamkonferenz.
(KNA - nkrkn-89-00002)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.