Katholische Kirche ruft zum Gebetstag für Syrien auf
KNA 05.09.2013
Von Christoph Arens (KNA)
Bonn (KNA) Der Papst hat die Initiative ergriffen - und die Resonanz in Deutschland ist groß. Viele katholische Gemeinden laden am Wochenende zum Friedensgebet für Syrien ein. Nahezu alle Bischöfe haben sich dem Aufruf von Papst Franziskus zu einem Gebets- und Fastentag angeschlossen und an die Gemeinden appelliert, in den Sonntagsgottesdiensten für ein Ende des Konflikts im Nahen Osten zu beten. Einige von ihnen wollen selbst einen solchen Gottesdienst leiten. Die Deutsche Bischofskonferenz und das internationale katholische Missionswerk missio bieten Gestaltungs- und Gebetsvorschläge an.
Wie der Papst laden die Bischöfe ausdrücklich auch nichtreligiöse Menschen oder Angehörige anderer Religionen zum Gebetstag für Syrien ein. "Zünden Sie eine Kerze an für den Frieden in der Welt, schicken Sie den Menschen in den Kriegsgebieten Ihre guten Gedanken", sagte der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki. "Lassen Sie sich ein auf ein Netz von Friedensinitiativen, das alle Frauen und Männer guten Willens verbindet - die Muslima in Kreuzberg genauso wie den Papst in Rom."
Auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner appellierte an alle Bürger, sich am Friedensgebet zu beteiligen. "Unsere Kraftlosigkeit scheint immer dann am größten, wenn es darum geht, Streit und Krieg zu beenden und den Hass zu überwinden", sagte er. "Bitten wir also Christus, der allen Hass überwunden hat und uns dadurch Kraft schenken will, damit wir in seinem Geiste Frieden schaffen."
Mit einem eindringlichen Appell hatte der Papst am Sonntag die Weltkirche zu einem Gebets- und Fastentag aufgerufen. Am Mittwoch zeigte sich Franziskus sehr angetan von der großen Resonanz. Er selbst will am Samstag auf dem Petersplatz eine Gebetswache leiten. "Die Menschheit hat es nötig, Gesten des Friedens zu sehen und Worte der Hoffnung und des Friedens zu hören", begründete er seine Initiative. "Ich erhebe einen nachdrücklichen Friedensappell, einen Appell, der aus meiner tiefsten Seele kommt!"
Entstehen soll eine "Kette des Einsatzes für den Frieden". So jedenfalls formuliert es der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Er lädt für Samstag ab 12.15 Uhr zu einem "Mittagsgebet für den Frieden in Syrien" in den Trierer Dom ein. Ähnlich der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode: Er leitet am Samstag ab 17.15 Uhr ein "Abendgebet für den Frieden" im Petrus-Dom. Und Münsters Bischof Felix Genn will am Samstag um 11.00 Uhr einem Gottesdienst im Sankt-Paulus-Dom vorstehen.
Heilige Messe, Rosenkranz oder Kreuzwegandacht: Für solche Anlässe kennt die katholische Kirche eine Vielfalt von Gebetsformen: In München lädt Bischofsvikar Rupert Graf zu Stolberg am Samstag um 17 Uhr im Liebfrauendom zum Rosenkranzgebet ein. In Würzburg findet um 19 Uhr ein ökumenisches Gebet im Kiliansdom statt. Beteiligt sind auch die syrisch-orthodoxe Gemeinde, die Gemeinschaft Sant'Egidio sowie die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen.
Wie der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck erinnern viele Oberhirten an das "unendlich große Leid", das der Bürgerkrieg in Syrien gebracht habe. Fast 100.000 Tote, mehr als 2 Millionen Flüchtlinge außer Landes und rund 3,7 Millionen Flüchtlinge innerhalb Syriens seien bislang die "furchtbare Folge einer nicht enden wollenden Gewalt", so Overbeck. Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen ging in seinem Appell auch auf den Sinn eines Fastentages ein: Er sei innerlich aufgewühlt, weil "wir kaum etwas zur Überwindung der Gewalt tun können", so Thissen, der innerhalb der Bischofskonferenz für das Hilfswerk Misereor zuständig ist. "Mit unserem Fasten zeigen wir unsere Verbundenheit mit den Menschen, denen der Krieg alles genommen hat." Und der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke betont: "Wenn Fasten und Gebete an diesem Samstag unseren normalen Tagesablauf unterbrechen, soll uns das schmerzhaft bewusstwerden lassen, dass es für die Menschen in Syrien schon lange keine Normalität mehr gibt."
Missio-Präsident Klaus Krämer kann das nur unterstreichen: "Wir wissen aus vielen Gesprächen mit Christen aus Syrien, wie wichtig diese spirituelle Solidarität für sie ist."
(KNA - nktko-89-00082)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.