Islamwissenschaftlerin rechnet nicht mit Bürgerkrieg in Ägypten
KNA 10.07.2013
Berlin (KNA) Die Berliner Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer glaubt nicht an die Gefahr eines Bürgerkriegs in Ägypten. "Es gibt in Ägypten keine Tradition – das kann man so positiv sagen – des Bürgerkriegs wie in manchen anderen Ländern", erklärte Krämer am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur. In der Gesellschaft sei eine große Angst vor einer solchen Entwicklung zu spüren und der Wille, dem vorzubeugen, so Krämer. Gleichwohl seien die gewalttätigen Ereignisse vom Beginn der Woche besorgniserregend.
Insgesamt beurteilte Krämer die Lage zwiespältig: Zwar seien das Eingreifen des Militärs wie auch die neue Koalition, die die Salafisten mit einbeziehe, "hochproblematisch". Trotzdem hoffe sie, dass durch "den Prozess, der jetzt eingeleitet wird, tatsächlich eine Beruhigung und eine Stabilisierung im demokratischen Sinne erfolgen kann".
Krämer sagte weiter, sie gehe jedoch davon aus, dass dieses "Zweckbündnis" nicht von langer Dauer sein werde, weil es viele verschiedene politische Strömungen wie etwa Salafisten und Liberale zusammenbringe. Es werde schwierig, den von der neuen Regierung angestrebten "Fahrplan" durchzusetzen. Mit Blick auf die gewalttätigen Übergriffe gegen Frauen sagte Krämer, diese seien ihrer Ansicht nach nicht religiös, sondern gesellschaftlich motiviert. Es gebe keine Verbindungslinie zwischen Islam und Gewalt gegen Frauen. Hintergrund seien vielmehr Frustration und Repression.
(KNA - nkrlk-89-00011)
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