Christen und Muslime: Mehr syrische Flüchtlinge aufnehmen
KNA 12.09.2013
Bonn (KNA) Christen und Muslime in Deutschland haben die Bundesregierung aufgerufen, mehr als die geplanten 5.000 Bürgerkriegs-Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. "Wir können durchaus im Hunderttausender-Bereich Leute aufnehmen, ohne dass es an die Grenzen geht", sagte der Direktor des deutschen Jesuiten-Flüchtlingsdienstes, Pater Frido Pflüger, am Donnerstag dem Kölner Domradio.
Zugleich kritisierte Pflüger, dass Deutschland auf Notsituationen wie den Bürgerkrieg in Syrien unzureichend vorbereitet sei. Aufgrund der niedrigeren Flüchtlingszahlen der letzten Jahre seien Aufnahme-Einrichtungen sogar eher abgebaut worden. Jetzt müsse Deutschland schnell Notlager schaffen, forderte der Jesuit.
Eine "permanente" Aufnahme syrischer Flüchtlinge in Deutschland "ohne jedes Limit" forderte der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD). Auch beim Familienzuzug sollten "alle Barrieren fallen", so der ZMD-Vorsitzende Ayman Mazyek. "Die meisten Syrer, die hierher kommen, sind hochmotiviert und etwa als Ärzte und Ingenieure bestens qualifiziert", betonte Mazyek. Wer ein reguläres Asylverfahren durchlaufe, solle sofort eine Arbeitserlaubnis für Deutschland erhalten. Die Flüchtlinge seien "eine Bereicherung für unser Land".
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund forderte unterdessen von Bund und Ländern deutlich mehr Geld für die syrischen Flüchtlinge. "Das Geld, das wir für die Flüchtlinge bekommen, reicht vorne und hinten nicht", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". Nordrhein-Westfalen beispielsweise zahle für jeden Flüchtling nur rund 1.000 Euro im Quartal an seine Kommunen. "Das deckt noch nicht einmal die Hälfte der Kosten für Unterkunft, Kleidung und Verpflegung ab." Das größte Problem für die Kommunen seien die Gesundheitskosten. "Hier fallen pro Flüchtling oft mehr als 10.000 Euro an, die wir in den meisten Bundesländern gar nicht erstattet bekommen", sagte Landsberg.
Am Mittwoch waren 107 besonders schutzbedürftige syrische Flüchtlinge im Rahmen des humanitären Aufnahmeprogramms der Bundesregierung in Hannover angekommen. Insgesamt 5.000 UN-Kontingentflüchtlingen aus Syrien will der Bund aufnehmen. Etwa 230 syrische Flüchtlinge, die ihre Reise selbst organisiert hatten, sind bereits seit Ende Juli in Deutschland.
Laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR werden die Flüchtlinge nach einem zweiwöchigen Orientierungsprogramm im Durchgangslager Friedland auf Unterkünfte in ganz Deutschland verteilt. Sie sollen in kleinen Zentren oder Wohnungen untergebracht werden, wo sie vollen Zugang zu Bildungseinrichtungen, zum Arbeitsmarkt und zur medizinischen sowie sozialen Versorgung haben. Die Aufenthaltserlaubnis habe eine Frist von zwei Jahren mit der Option auf Verlängerung, falls die Situation in Syrien unverändert bleibt, so die Flüchtlingsorganisation.
(KNA - nktlm-89-00074)
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