Muslimische Verbände kritisieren Theologie-Zentrum in Münster
KNA 05.11.2013
Köln (KNA) Die muslimischen Verbände in Deutschland kritisieren den Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) in Münster, Mouhanad Khorchide. "In Münster werden Inhalte beschlossen und Professoren bestellt - über die Köpfe der Religionsgemeinschaften hinweg", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, am Dienstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln. Münster agiere nicht im Einklang mit verfassungsrechtlichen Vorgaben, wonach Lehrinhalt und Lehrpersonal mit den Religionsgemeinschaften abgestimmt werden sollen.
Inhaltlich wirft Mazyek Khorchide vor, wie ein Orientalist und nicht wie ein Vertreter einer bekenntnis-orientierten Religion zu argumentieren. Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) werde in Kürze ein theologisches Gutachten herausgeben, das "Punkt für Punkt" Khorchides Theologie unter die Lupe nehme.
Mazyek forderte, dass das ZIT seine Arbeit solange ruhen lasse, bis sich der Beirat konstituiert hat, der über Lehrinhalte und Lehrpersonal befindet. Das Gremium besteht aus je vier Vertretern der Universität und des KRM. Weil von den Verbänden vorgeschlagene Kandidaten wegen ihrer Nähe zum Islamrat vom Bundesverfassungsschutz nicht akzeptiert werden, arbeitet der Beirat nicht. Gleichwohl läuft der Lehrbetrieb seit dem Wintersemester 2012.
Mazyek warnte davor, ohne die Religionsgemeinschaften Fakten zu schaffen. Weiter kritisierte er, dass Khorchide selbst gegen die Beiratslösung ist. Damit stelle er sich gegen die Verfassung. Es sei unhaltbar, dass das ZIT in dieser Situation Bundesgelder bekomme. Die Handlungsfähigkeit des Beirats sei so schnell wie möglich herzustellen. "Taktische Spielchen können wir uns nicht leisten, das sage ich in alle Richtungen", so Mazyek.
Khorchide hatte in einem "Zeit"-Interview eine Weiterentwicklung des Islam befürwortet. Man müsse sich von dem Gedanken eines angstmachenden Gottes lösen und die Gesetze nicht den Buchstaben nach erfüllen. Er warnte vor denjenigen, "die in Deutschland die Deutungshoheit über den Islam für sich beanspruchen". Das Beiratsmodell und die damit verbundene Lehrerlaubnis würde er am liebsten abschaffen. Stattdessen sei er für eine Selbstverpflichtung, in der stehe, dass man ein Leben nach islamischen Maßstäben führe.
Ende November will Bundespräsident Joachim Gauck das Zentrum in Münster besuchen. Mazyek begrüßte die Visite als Würdigung der islamischen Theologie an den Hochschulen.
(KNA - nllko-89-00173)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.