Aramäer beklagen Gewalt gegen Christen in Syrien
KNA 28.10.2013
Heidelberg (KNA) Die Aramäer in Deutschland beklagen fortdauernde "ethnische Säuberungen" gegen Christen in Syrien. Seit Montag würden die überwiegend von aramäischen Christen bewohnten Städte Sadad und Hafar von radikalislamistischen Gruppierungen der Al-Nusra-Front angegriffen und bedroht, teilte der Bundesverband der Aramäer in Deutschland am Freitag in Heidelberg mit. Es habe bereits Dutzende Tote und Verletzte gegeben. Zudem habe es vor wenigen Wochen einen Überfall auf den christlichen Wallfahrtsort Maalula nordöstlich der Hauptstadt Damaskus gegeben.
Der Vorsitzende des Bundesverbands, Daniyel Demir, appellierte an die Bundesregierung, sich verstärkt für die schutzlosen Christen in Syrien einzusetzen: "Die ethnischen Säuberungen in Syrien, die vor den Augen der internationalen Staatengemeinschaft stattfinden, gehen weiter." Nach dem Angriff auf die aramäische Christen-Enklave Maalula befinde sich nun das historische Sadad im Kreuzfeuer der Islamisten, die mehr und mehr die Kontrolle im Land übernehmen und den Christen in brutaler Art und Weise das Existenzrecht absprechen wollten, kritisierte Demir. 500.000 Christen hätten ihre Heimat bereits verlassen. "Das Aramäische Urchristentum steht in Syrien vor dem Aus, der vollendete Exodus ist nur eine Frage der Zeit", so der Vorsitzende.
Dem Verband liege ein dringender Hilferuf des Erzbischofs der Syrisch-Orthodoxen Diözese Homs, Mor Silvanus Boutros Alnemeh, vor. Demnach überfielen militante Banden die Bewohner Sadads, raubten und zerstörten sowohl staatliche Einrichtungen wie Krankenhaus und Post als auch privates Eigentum und beschlagnahmten die Fahrzeuge der Einwohner. Die schwer bewaffneten Islamisten hätten Straßensperren eingerichtet und per Lautsprecherdurchsagen die Christen aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. Seitdem seien Tausende Menschen in ihren Häusern gefangen. Die syrische Armee versuche, die Islamisten zu vertreiben und liefere sich dabei heftige Auseinandersetzungen mit den Kämpfern der terroristischen Al-Nusra-Front, hieß es.
Sadad, zwischen Damaskus und Homs gelegen, wurde bereits im Alten Testament erwähnt und ist eine der ältesten christlichen Ortschaften Syriens. Ihre Bewohner sind vorwiegend Aramäer und sprechen bis heute Aramäisch, die Sprache Jesu. Mittlerweile leben dort etwa 15.000 Christen, darunter viele Flüchtlinge.
(KNA - nlkmp-89-00103)
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