Malaysia: Proteste gegen Zwangskonversionen zum Islam
KNA 13.06.2013
Kuala Lumpur (KNA) Ein Verband der Religionsgemeinschaften in Malaysia fordert die Regierung auf, Zwangskonversionen von Kindern zum Islam zu verhindern. Die 2009 angekündigte Abschaffung der automatischen Konversion von Kindern nach dem Übertritt eines Elternteils zum Islam sei bis heute nicht umgesetzt, beklagte der Malaysische Konsultativrat von Buddhisten, Christen, Hindus, Sikhs und Taoisten (MCCBCHST) am Donnerstag in einer Erklärung in Kuala Lumpur. Darin fragt der Verband, ob die damalige Ankündigung nur dazu dagewesen sei, "angesichts der zahlreichen Fälle solcher himmelschreiender Ungerechtigkeiten die nicht-muslimischen Malaysier einzulullen".
Jüngster Fall, so der Verband, sei die Konversion von zwei minderjährigen Kindern durch ihren Vater ohne Einwilligung der hinduistischen Mutter. Die 29-Jährige habe erst vor kurzem erfahren, dass ihr seit anderthalb Jahren verschwundener Mann zum Islam übergetreten sei und eine muslimische Frau geheiratet habe. In den vergangenen Jahren hat es laut MCCBCHST immer häufiger Fälle der zwangsweisen Konversionen von Kindern sowie der nachträglichen Konversionen von Verstorbenen zum Islam gegeben. Die Angehörigen hätten in der Regel keine Möglichkeit, juristisch gegen solche Zwangsbekehrungen vorzugehen. In Familienrechtsfragen sind in Malaysia Scharia-Gerichte zuständig, wenn Muslime von der Streitfrage betroffen sind. Ein Bundesgericht hatte 2010 die Klage einer ebenfalls hinduistischen Mutter gegen die Zwangskonvertierung ihrer Kinder zum Islam abgelehnt.
Minderheitenreligionen sehen Konvertierungen als Teil einer Strategie zur Islamisierung Malaysias. Laut Verfassung ist der Islam die offizielle Religion Malaysias; ethnische Malaien werden von Geburt an automatisch als Muslime geführt. Insgesamt sind 60 Prozent der 28 Millionen Malaysier Muslime.
(KNA - nkqln-89-00005)
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