Islamistischer Politiker in Bangladesch zum Tod verurteilt
KNA 17.09.2013
Dhaka (KNA) In Bangladesch ist ein islamistischer Politiker wegen Kriegsverbrechen während der Trennung seines Landes von Pakistan 1971 zum Tod verurteilt worden. Der Oberste Gerichtshof in Dhaka verschärfte laut einem Bericht des bangladeschischen Nachrichtenportals "bdnews24.com" in seinem Richtspruch am Dienstag das Urteil eines Sondertribunals gegen den 65-jährigen Vize-Generalsekretär der Partei Jamaat-e-Islami, Abdul Quader Molla. Nach Angaben der Verteidigung war es das erste Mal, dass das Oberste Gericht eine lebenslängliche Haft in eine Todesstrafe umgewandelt hatte.
Das internationale Sondertribunal soll Menschenrechtsvergehen während des Unabhängigkeitskriegs gegen Pakistan 1971 untersuchen. Molla war im Februar in fünf von sechs Anklagen wegen Morden und Vergewaltigungen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Verteidigung und die Leitung der Partei Jamaat-e-Islami ließen offen, ob sie nach dem jetzigen Todesurteil eine Begnadigung beantragen wollen.
Ein studentischer Zweig der Jamaat-e-Islami reagierte laut der Zeitung "Dhaka News" (Onlineausgabe) mit Protesten auf das Urteil. Dabei seien in der Hauptstadt zwei Fahrzeuge in Brand gesetzt und zwei Polizeibeamte verletzt worden. Sicherheitskräfte feuerten Tränengasgranaten, um die Menge zu zerstreuen.
Bereits Mitte Juli war der Generalsekretär von Jamaat-e-Islami, Ali Ahsan Mohammad Mujaheed, unter anderem wegen der "Auslöschung von Intellektuellen" sowie der Folter und des Mordes an Hindus zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Zuvor hatte der 90-jährige geistliche Führer der Partei, Ghulam Azam, eine Freiheitsstrafe von 90 Jahren erhalten. Gegen dieses Urteil protestierten Tausende in Dhaka; mindestens zwei Menschen kamen ums Leben.
Das Sondergericht war 2010 auf Betreiben von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina eingesetzt worden, um Vergehen angeblicher Kollaborateure der pakistanischen Armee im Unabhängigkeitskrieg 1971 aufzuklären. Bei Protesten gegen die Urteile des Tribunals starben seit Januar in Bangladesch mehr als 100 Menschen. Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch äußerte Bedenken gegen die Arbeitsweise des Gerichts.
(KNA - nktlr-89-00016)
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