KNA 14.05.2013

Istanbul (KNA) Die türkische Regierung betrachtet eine Stärkung der Rechte der türkisch-muslimischen Minderheit in Griechenland als Vorbedingung für die Wiedereröffnung eines seit Jahrzehnten geschlossenen orthodoxen Priesterseminars bei Istanbul. Vizeministerpräsident und Regierungssprecher Bülent Arinc sagte der englischsprachigen Zeitung "Today's Zaman" (Dienstag), grundsätzlich sei die Türkei mit der Wiedereröffnung in Chalki einverstanden. Ankara warte aber "auf Initiativen auf der anderen Seite", in Griechenland.

Das Seminar auf der Insel Heybeliada (griechisch: Chalki) bei Istanbul ist seit einem Urteil des türkischen Verfassungsgerichts 1971 geschlossen. Als Folge fehlt dem griechisch-orthodoxen Klerus in der Türkei der Nachwuchs, was den Fortbestand des eineinhalb Jahrtausende alten Patriarchates von Konstantinopel und der christlichen Gemeinden gefährdet. Da der türkische Staat nur türkische Staatsbürger als hohe Geistliche akzeptiert, muss das Patriarchat auf außerhalb der Türkei ausgebildete Geistliche zurückgreifen. Arinc sagte, mehr Rechte für die rund 50.000 Türken in Griechenland würden es Ankara leichter machen, Chalki wieder zu öffnen. Er nannte unter anderem freie Religionsausübung, Selbstverwaltung religiöser Institutionen der Muslime sowie das Recht auf Verwendung türkischer Namen.

Zwischen der türkischen Regierung und dem griechisch-orthodoxen Patriarchat besteht nach seinen Worten derzeit noch keine Einigkeit darüber, in welchem administrativen Rahmen das Priesterseminar wiedereröffnet werden könnte. Die vorgeschlagene Angliederung an eine türkische Universität lehnt das Patriarchat ab. Das Thema dürfte dem Zeitungsbericht zufolge beim bevorstehenden Treffen von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan mit US-Präsident Barack Obama an diesem Donnerstag in Washington zur Sprache kommen. Obama hatte sich bei seinem Türkei-Besuch vor vier Jahren für die Wiedereröffnung des Seminars stark gemacht.

(KNA - nkplo-89-00025)

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