Wissenschaftlerin: Christentum ist demokratischer als Islam
KNA 09.08.2013
Bonn (KNA) Das Christentum hat nach Ansicht der Bonner Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher mehr Gemeinsamkeiten mit demokratischen Prinzipien als der Islam. Im Christentum gebe es die Grundannahme, dass der Mensch fehlbar und seine Macht einzuschränken sei, sagte sie am Donnerstag dem Onlinemagazin "Bonner Querschnitte". Das gehe mit der Demokratie einher, bei der es die Möglichkeit zur Abwahl aller demokratisch gewählten Volksvertreter und Kontrollgremien wie Parlamente gebe. Hingegen seien klassische islamische Scharianormen schwieriger mit Demokratie vereinbar. Zu diesen Ergebnissen kommt die Wissenschaftlerin in ihrer neuen Publikation "Islam und Demokratie - Ein Gegensatz?".
Während der persönlich gelebte Islam nicht im Widerspruch zur Demokratie stehe, sei das traditionell ausgelegte islamische Rechtssystem mit den Freiheitsrechten der UN-Charta bislang schwer zu vereinbaren, so Schirrmacher. Etwa das Ehe- und Familienrecht, das Strafrecht und die Vorstellungen von Meinungsfreiheit. Denn weder die Geschlechter, noch die unterschiedlichen religiösen Minderheiten seien darin gleichberechtigt.
In der Bibel hingegen sei Gleichberechtigung, also die Gleichheit aller Menschen vor Gott, ein wichtiges Prinzip. Daraus leite sich auch das politische Prinzip des Wahlrechts jedes Einzelnen sowie seine Menschenwürde ab. Demokratie in Ländern, in denen die Scharia gelte, sei dann möglich, wenn die Schariarechte zeitgemäß ausgelegt würden, so Schirrmacher. Demokratie brauche zudem wirtschaftliche Entwicklungen und müsse von der Mehrheit anerkannt werden.
(KNA - nksks-89-00160)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.