Solinger Brandanschlag: Politiker rufen zu Wachsamkeit auf
KNA 28.05.2013
Bonn (KNA) 20 Jahre nach dem rechtsextremen Brandanschlag im nordrhein-westfälischen Solingen mit fünf Toten haben Politiker und gesellschaftliche Vertreter zu Wachsamkeit gegenüber fremden-feindlichen Tendenzen aufgerufen. "Ganz entscheidend ist, dass wir wachsam werden und die, die es bereits sind, wachsam bleiben", sagte die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) am Montag in Bonn bei der bundesweiten Veranstaltung "Wo stehen wir 20 Jahre nach dem Brandanschlag in Solingen?". Gefährlich sei es, Rassismus und Rechtsextremismus zu verdrängen oder auszublenden, fügte die 76-Jährige hinzu.
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) rief dazu auf, die verschiedenen Formen des Rechtsextremismus, ob offen ausgetragen oder im Verborgenen ausgelebt, nicht kleinzureden. "Wir dürfen den Rechtsextremismus in all seinen Ausprägungen niemals unterschätzen", sagte der SPD-Politiker. Dabei sei es weder abhängig von der Herkunft noch von Bildung oder Ausbildung, ob jemand solche fremdenfeindlichen Gedanken hege. "Wir brauchen einen langen Atem für die Demokratie", fügte der Innenminister hinzu.
Der Generalkonsul der Türkei in Köln, Mustafa Kemal Basa, betonte, dass die Täter bei ihrem Anschlag auf das Haus und Heim der türkischen Familie Genc auch die Demokratie angegriffen hätten. Noch immer stecke das Traumata dieses Angriffs und auch der 2012 aufgedeckten Morde der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) tief in den Köpfen der Migranten. "Es ist notwendig, dass den Türken vermittelt wird, dass Rassismus in diesem Land ernst genommen wird", sagte Basa. Ansonsten sei ein weiteres Zusammenwachsen schwierig.
Zu der Veranstaltung, die im ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestags in Bonn abgehalten wurde, versammelten sich rund 160 Personen aus Politik und Gesellschaft, darunter auch die Hinterbliebenen der Opfer. Bei dem Brandanschlag von Rechtsradikalen am 29. Mai 1993 auf das Haus der türkischstämmigen Familie Genc waren fünf türkische Mädchen und Frauen ums Leben gekommen, 14 weitere Familienmitglieder wurden teils schwer verletzt. Der Anschlag wird als eine der folgenschwersten rassistischen Taten in der Bundesrepublik eingestuft.
(KNA - nkpmr-89-00040)
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