Theologe fordert Gründung eines Islamischen Wohlfahrtsverbandes
KNA 05.06.2013
Bonn (KNA) Für die Gründung eines islamischen Wohlfahrtsverbandes in Deutschland spricht sich der Münsteraner Theologe und Historiker Thomas Großbölting aus. Staat und Kirchen in Deutschland sollten stärker darauf achten, auch andere zivilgesellschaftliche Kräfte einzubinden, sagte er in einem Interview der in Bonn erscheinenden "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Staat und Kirchen dürften keine zu große Nähe praktizieren.
Nach Einschätzung des Theologen führt das geltende kirchliche Arbeitsrecht zu einem Glaubwürdigkeitsverlust der Kirchen. "Fast jeder kennt doch heute in seiner Umgebung einen dieser Fälle, in denen einer Kindergärtnerin im katholischen Kindergarten oder einem Lehrer in einer konfessionellen Schule gekündigt wird, weil sie geschieden und wiederverheiratet sind, in einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft wohnen oder sonst wie den kirchlichen Vorgaben nicht genügen", sagte er. "Für eine im ursprünglichen Sinne christliche Umgangsweise stehen viele dieser Fälle nicht."
Der Theologe kritisierte zudem, dass kirchliche Sozialeinrichtungen und Krankenhäuser eine zu geringe religiöse Ausstrahlung hätten. "Als große Sozialkonzerne sind Caritas und Diakonie vielleicht ökonomisch erfolgreich, im religiösen Sinne aber wirken sie nicht mehr." Die Kirchen müssten daher neue Schnittstellen in die Gesellschaft suchen, um ihre Botschaft besser transportieren zu können - etwa durch die Begleitung Sterbender.
(KNA - nkqkp-89-00035)
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