Vatikan will Dialog mit Al-Azhar-Universität fortsetzen
KNA 26.08.2013
Vatikanstadt (KNA) Der Vatikan hofft trotz der schwierigen Situation in Ägypten auf eine baldige Wiederaufnahme der Gespräche mit der Al-Azhar-Universität in Kairo. "Unsere Tür ist offen", bekräftigte der für den Dialog mit dem Islam zuständige Kurienkardinal Jean-Louis Tauran laut "Radio Vatikan" am Wochenende beim italienischen "Katholikentag" in Rimini. "Ich hoffe, dass wir ungeachtet der komplexen Situation in Ägypten die Kontakte wieder aufnehmen können", so der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog am Freitagnachmittag. Christen und Muslime seien zum Dialog "verdammt". Er verwies darauf, dass die traditionelle vatikanische Grußadresse zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan, die in diesem Jahr erstmals vom Papst selbst unterzeichnet war, in der islamischen Welt gut aufgenommen worden sei.
Die Al-Azhar-Universität, die als führende Autorität des sunnitischen Islam in der arabischen Welt gilt, hatte Anfang 2011 den seit 1998 bestehenden Dialog mit dem Vatikan ausgesetzt. Anlass war die Aufforderung von Benedikt XVI. zu einem besseren Schutz der koptischen Minderheit nach einem schweren Anschlag auf eine Kirche gewesen. Tauran hatte seither mehrfach die Bereitschaft des Vatikan zu einer Wiederaufnahme der regelmäßigen Gespräche zwischen Vertretern beider Seiten bekundet.
Nach der Wahl von Papst Franziskus im März gab es erste Anzeichen dafür, dass auch die islamische Lehrstätte eine Fortsetzung des Dialogs wünscht. Der Großimam der Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb, hatte Franziskus in einer Grußbotschaft zum Amtsantritt im März gratuliert und ihm "volle Zusammenarbeit und Liebe" angeboten, "um gemeinsame Werte zu sichern und der Kultur des Hasses und der Ungleichheit ein Ende zu setzen". Ein Berater der Universität sagte im Juni im Interview der italienischen Tageszeitung "Il Messagerro": "Wir hatten Probleme mit dem früheren Papst, nicht mit dem Vatikan. Jetzt stehen die Türen der Al-Azhar wieder offen." Die Muslime warteten nun auf ein Zeichen des neuen Papstes, so Abdel Gawad: "Wenn er in einer Rede sagt, dass der Islam eine Religion des Friedens, dass die Muslime weder Krieg noch Gewalt suchen, wäre das schon ein Fortschritt." Eine Gelegenheit dazu böte etwa die Grußbotschaft zum Ramadan.
Erschwert wird eine Wiederaufnahme der Gespräche in der gegenwärtigen Lage nach Ansicht von Beobachtern jedoch durch den Umstand, dass der Großimam von Al-Azhar, Ahmed al-Tayyeb, noch vom gestürzten Staatspräsidenten Hosni Mubarak eingesetzt wurde und deshalb derzeit selbst unter Druck steht.
(KNA - nksmo-89-00003)
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