Interreligiöse Wortgefechte vor "Allah-Urteil" in Malaysia
KNA 11.10.2013
Kuala Lumpur (KNA) Drei Tage vor dem mit Spannung erwarteten Urteil im "Allah-Streit" in Malaysia liefern sich Christen und Muslime neue Wortwechsel. In der Freitagspredigt rief die Islambehörde der malaysischen Regierung die Muslime zur "Einheit gegen jeden Versuch des Missbrauchs des Wortes "Allah" auf. Jeder Versuch, das Wort irgendwo anders als im Koran zu gebrauchen, werde einen Glaubenskonflikt verursachen, zitieren malaysische Medien aus der Predigt.
Die Christen in den beiden malaysischen Borneostaaten Sarawak und Sabah kündigten unterdessen an, sich über ein mögliches Allah-Verbot durch das Gericht hinwegsetzen zu wollen. Die Christen Borneos benutzten in ihrer Sprache seit der ersten malaiischen Bibelübersetzung vor mehr als 400 Jahren Allah als Wort für Gott, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Kirchenräte beider Staaten. An die politischen Machthaber appellierten die Kirchenverbände, nicht weiter zuzulassen, dass "religiöse Bigotterie, Rassismus und Extremismus die Nation vergiften".
Hintergrund ist eine rechtliche Auseinandersetzung zwischen dem malaysischen Innenministerium und der katholischen Wochenzeitschrift "The Herald". Nachdem das Ministerium dem Blatt mehrfach vorgeworfen hatte, durch politische Berichterstattung seine Grenzen als kirchliches Blatt zu überschreiten, verweigerte das Ministerium der Kirche 2008 die Lizenzerneuerung zur Herausgabe der malaiischen "Herald"-Ausgabe. Zur Begründung verwies das Ministerium auf die Benutzung des Wortes "Allah" als Übersetzung für Gott; es stehe nur Muslimen zu.
2009 hob ein Gericht in Kuala Lumpur das Verbot als unbegründet auf. Obwohl der Islam die offizielle Religion Malaysias sei, habe die Regierung nicht das Recht, den Gebrauch des Wortes Allah zu verbieten, so das damalige Urteil. Das Innenministerium legte Berufung ein; für Montag wird die Entscheidung des Berufungsgerichts erwartet.
(KNA - nlkll-89-00100)
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