Protestanten und Muslime planen gemeinsame Projekte
KNA 26.06.2013
Berlin (KNA) Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) wollen ihre Kooperation stärker vorantreiben. Sie hätten bereits eine gemeinsame "Steuerungsgruppe" eingesetzt und planten für das nächste Jahr einen gemeinsamen "Ratgeber für den Dialog", erklärten der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider und der KRM-Sprecher Aiman Mazyek am Dienstag vor Journalisten in Berlin. Er solle den evangelischen und muslimischen Gemeinden Hinweise und Impulse für das tägliche Miteinander geben. Sie äußerten sich nach dem diesjährigen Spitzentreffen der beiden Gremien.
Schneider und Mazyek zeigten sich besorgt angesichts extremistischer Tendenzen, die es in der Gesellschaft wie auch in den Religionen gebe. So habe die Zahl der Übergriffe und Anschläge auf Moscheen zugenommen, sagte Mazyek. Er fügte hinzu, das Thema "gruppenbezogene Menschfeindlichkeit" müssten beide Seiten durchaus selbstkritisch ansprechen. Zugleich gelte es dabei, aus einer "Distanzierungsfalle" herauszukommen. So seien etwa Erwartungen an die Muslime in Deutschland auf Einflussnahme in "der muslimischen Welt" meist unrealistisch. "Wir sind Bürger dieses Landes und haben nur begrenzt Einfluss auf andere Länder", betonte Mazyek, der auch Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland ist.
Schneider sagte, es gebe in der EKD keinen "Politikwechsel" im Vergleich zu dem 2006 vorgelegten Text "Klarheit und gute Nachbarschaft", der bei den Muslimen zu starken Verstimmungen geführt hatte. Dieser Text habe sich stärker "nach innen" gerichtet und sei ohne muslimische Beteiligung zustande gekommen. Nun gehe es darum, sich gegenseitig besser kennenzulernen und voneinander zu lernen, so Schneider: "Man braucht immer wieder die Rückspiegelung vom anderen her." Dies sei auch ein Schritt auf eine "neue Qualität hin".
Mazyek kritisierte auf Nachfrage die vor einer Woche veröffentlichte EKD-"Orientierungshilfe" zum Thema Familie. "Unser Familienbild ist geprägt von der Gemeinschaft der Ehe zwischen Mann und Frau", betonte er. Andere Lebensgemeinschaften könnten Muslime nicht als gleichwertig anerkennen. Zugleich sei jede Diskriminierung von Homosexuellen zu "verurteilen", fügte er hinzu. Der auch innerprotestantisch umstrittene EKD-Text spricht dagegen von einem "erweiterten Familienbegriff", in dem die Ehe nicht mehr notwendigerweise Voraussetzung für Elternschaft sei.
Das jährliche Treffen zwischen der EKD und dem KRM war nach einer Phase der Unterbrechung vor einem Jahr wieder aufgenommen worden und fand in diesem Jahr auf Einladung der EKD statt.
(KNA - nkqmp-89-00094)
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