Kirchen: Verletzung der Religionsfreiheit nimmt weltweit zu
KNA 01.07.2013
Berlin (KNA) Weltweit wachsende Einschränkungen der Religionsfreiheit haben die beiden großen Kirchen in Deutschland beklagt. Seit 2007 sei die Zahl der Länder mit Restriktionen gegen Angehörige von Religionsgemeinschaften von 147 auf 160 gestiegen, heißt es im ersten „Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit“. „Das ist eine bedrohliche Entwicklung, die nicht nur die Kirchen herausfordert“, sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick vor Journalisten in Berlin. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz betonte, die Kirchen träten nicht für ein „Christen-Recht“ ein, sondern für das Menschenrecht auf religiöse Freiheit. Auch andere religiöse Minderheiten würden unter Druck gesetzt.
Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, hob hervor, der Bericht wolle vor allem die Strukturen deutlich machen, die zur Beeinträchtigung der Religionsfreiheit führten. Dies reiche von einzelnen administrativen Maßnahmen bis zur Verweigerung einer Lebensperspektive für Angehörige religiöser Minderheiten, die sie dann zur Auswanderung veranlasse. „Es geht uns nicht darum, die Zahl der Verfolgten möglichst hoch anzusetzen, damit es eindrücklich ist - das wäre unseriös“, sagte Schindehütte. Er wandte sich zugleich gegen Forderungen, Religionsfreiheit als eine Art „Gegenseitigkeitsrecht“ anzusehen, das nur dann gewährt werde, „wenn eine wie immer geartete 'Gegenseite' es auch gewährt“.
Der Unions-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder (CDU) forderte einens stärkeren Einsatz gegen Christenverfolgungen. Er sagte der „Welt“: „Bei allen Kontakten mit Staaten, in denen Christen nicht ihre Glaubensfreiheit leben können oder die Religionsfreiheit mit Füßen getreten wird, muss dieses Thema angesprochen werden.“ Je mehr Menschen sich öffentlich für die Religionsfreiheit stark machten, desto besser für die Christen. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, erklärte, der Bericht helfe dabei, „uns gerade auch im politischen Bereich für unsere bedrängten und verfolgten Brüder und Schwestern einzusetzen“. Er zeige auf erschütternde Weise, wie stark die Religionsfreiheit weltweit auch heute missachtet werde.
Nach Darstellung des Autors der Studie und Menschenrechtsexperten Theodor Rathgeber sind der Mittlere Osten und Nordafrika die am stärksten von staatlichen Restriktionen betroffene Region, gefolgt von der Region Asien-Pazifik. Europa bewegt sich im Mittelfeld; dafür verantwortlich ist die kritische Lage der Glaubensfreiheit in Ländern Osteuropas. Allerdings haben auch restriktive Maßnahmen westeuropäischer Länder, etwa gegen den Minarett-Bau in der Schweiz, die Rangfolge negativ beeinflusst. Länder der Sub-Sahara sowie Nord- und Südamerika schneiden am besten ab. Keine verlässlichen Aussagen gibt es nach Angaben Rathgebers zu Nordkorea, auch wenn unbestritten sei, dass dort ein äußerst repressives Regime herrsche. Unklar sei aber, inwieweit Christen wegen ihrer Religion dort besonders von Repressionen betroffen seien.
Christen wurden laut Studie in 111 Staaten bedrängt und verfolgt. In 95 Ländern schränkten staatliche Akteure ihre Religionsfreiheit ein, während soziale Anfeindungen durch Mobs, Gruppen oder Individuen in 77 Ländern ausgewiesen wurden. Besonders gefährlich ist es laut Studie für Christen, wenn sie als Minderheiten nicht traditionell ansässig sind. Häufig lauteten Vorwürfe, sie pflegten Kontakte zum Ausland und wollten eingewurzelte Traditionen verändern.
(KNA - nkrkl-89-00076)
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