Erdogan: Wiedereröffnung von Chalki hängt von Griechenland ab
KNA 08.10.2013
Istanbul (KNA) Die türkische Regierung macht die Wiedereröffnung des seit mehr als 40 Jahren geschlossenen griechisch-orthodoxen Priesterseminars von Chalki von Reformen zugunsten der muslimischen Minderheit in Griechenland abhängig. An sich sei die Neueröffnung der Priesterschule bei Istanbul jederzeit möglich, sagte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag vor der Parlamentsfraktion seiner Regierungspartei AKP in Ankara. "Aber wenn man etwas gibt, will man auch etwas dafür erhalten", fügte er mit Blick auf die Muslime in Griechenland hinzu.
Konkret verlangt die Türkei den Bau einer Moschee in der Hauptstadt Athen sowie eine rechtliche Besserstellung der türkisch-muslimischen Minderheit in Nordgriechenland. Die Wiedereröffnung von Chalki war nach entsprechenden Andeutungen aus der Regierung im Rahmen eines vergangene Woche vorgestellten Reformpakets erwartet worden. Der Schritt blieb dann jedoch aus. Das ökumenische Patriarchat von Konstantinopel äußerte sich bislang nicht dazu.
Das Seminar auf der Insel Heybeliada (griechisch: Chalki) bei Istanbul ist seit einem Urteil des türkischen Verfassungsgerichts 1971 geschlossen. Als Folge fehlt dem griechisch-orthodoxen Klerus in der Türkei der Nachwuchs, was den Fortbestand des eineinhalb Jahrtausende alten Patriarchates von Konstantinopel und der christlichen Gemeinden gefährdet. Da der türkische Staat nur türkische Staatsbürger als hohe Geistliche akzeptiert, muss das Patriarchat auf außerhalb der Türkei ausgebildete Geistliche zurückgreifen. Die USA und die EU fordern seit langem eine Wiedereröffnung der Schule.
(KNA - nlkks-89-00079)
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