Medien in Bangladesch: Islamisten gefährden Pressefreiheit
KNA 24.06.2013
Bonn (KNA) Die Pressefreiheit in Bangladesch ist nach Einschätzung der Medien-Aktivistin Syeda Gulshan Ferdous Jana massiv gefährdet. Seit zwei Jahren gerieten Journalisten und Blogger zunehmend unter den Druck islamistischer Gruppen, sagte die Bangladescherin am Sonntag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Aber auch die Regierung gehe zunehmend restriktiv gegen Kritik der Blogger an Vetternwirtschaft und Korruption vor. Jana ist Gründerin der ersten Plattform für Blogger in ihrer Landessprache, genannt "Somewhere In...". Sie zählt mittlerweile rund 150.000 Nutzer. Zusätzlich plant Jana ein Nachrichten-Portal, das eine Nische jenseits der staatlichen Sender bilden soll.
Erst im April hatte die Regierung vier Blogger verhaften lassen, weil sie "atheistische" Positionen im Netz vertraten. Nachdem der islamkritische Film "Die Unschuld der Muslime" vergangenen September für Furore sorgte, wurde der Internetkanal "Youtube" für acht Monate gesperrt.
Auch die Plattform "Somewhere In..." gerate seit zwei Jahren immer stärker ins Visier der Islamisten, so Jana. Wenn Blogger sich kritisch gegen den Islam äußerten, laute der Vorwurf, die Plattform zerstöre den Islam. "Doch ich habe vor nichts und niemandem Angst", so Jana. Die Islamisten und auch die Regierung müssten respektieren, dass Menschen ihre Meinung frei äußern.
Jana bezeichnete die Blogger-Szene als wichtig für die Entwicklung der Demokratie. Bis 2005 habe es in Bangladesch lediglich internationale Blog-Foren in englischer Sprache gegeben; deshalb habe nur eine kleine Blogger-Szene sie nutzen können. "Die Menschen brauchen ein Forum in ihrer Sprache, in dem sie sich austauschen können." Mittlerweile gebe es zahlreiche Blog-Plattformen in Landessprache und rund 300.000 Nutzer.
Der traditionell moderate Islam in Bangladesch erfährt in letzter Zeit bei einzelnen Gruppen eine starke Radikalisierung. Dadurch gerät auch die Regierung zunehmend unter Druck. Laut der englischen Zeitung "Economist" forderte etwa die islamistische Gruppe "Hefajat" die Regierung auf, die Todesstrafe für blasphemische Äußerungen einzuführen, Frauenrechte einzuschränken und "schamlose" Bekleidung zu verbieten.
(KNA - nkqml-89-00025)
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