Kardinal Lehmann sieht christlich-islamischen Dialog positiv
KNA 14.11.2013
Bochum (KNA) Kardinal Karl Lehmann hat eine positive Bilanz des christlich-islamischen Dialogs gezogen. "In der Zwischenzeit hat dieser Dialog viele Schritte nach vorn gemacht", sagte der Mainzer Bischof am Mittwoch in Bochum. "Trotzdem kann man auch verstehen, dass manche meinen, er stecke noch in den Kinderschuhen."
Lehmann sprach von einem "Dialog mit eigener Struktur". Im Vordergrund stehe besonders das bessere gegenseitige Kennenlernen. Der Bischof verwies zugleich auf zahlreiche kirchliche Papiere zum Umgang mit Muslimen und den 1998 begründeten interreligiösen Dialog zwischen dem Vatikan und der Kairoer Al-Azhar-Universität. Auch menschliche Begegnungen etwa in Kitas, Krankenhäusern oder Alteneinrichtungen gehörten zum Stand der christlich-islamischen Beziehungen.
Nach den Worten des Bischofs ist es indes "ein echtes Problem", wie einzelne und auch widersprüchliche Passagen im Koran ausgelegt werden. Die unterschiedlichen Richtungen im Koran seien oft auf verschiedene Auslegungsschulen zurückzuführen, sagte Lehmann. Sofern eine historisch-kritische Erforschung der Entstehung des Koran bekämpft werde, seien ein streng wissenschaftlicher Dialog und eine Lösung der Probleme schwierig.
Laut Lehmann hat das Zweite Vatikanische Konzil auf die "Zwistigkeiten und Feindschaften" hingewiesen, die zur gewaltsamen Geschichte zwischen Christentum und Islam gehörten. Der Konflikt eskaliere immer noch. Neben dem islamischen Terror von heute gebe es eine lange Geschichte der Erniedrigung des Islam durch den Westen. Dabei verdanke der Westen den arabischen Völkern viel. "Es gibt keinen Grund zum Hochmut", so der Bischof.
Weiter sagte der Kardinal, dass jede Religion die Freiheit des Menschen fördern müsse. Die Anerkennung der Religionsfreiheit als Menschenrecht sei ein Prüfstein dafür, ob eine Religion sich den Spielregeln des menschlichen Zusammenlebens unter heutigen Bedingungen unterwerfe. "In diesem Sinne hat die Religionsfreiheit eine zentrale und kritische Rolle auch für die anderen Menschenrechte."
Lehmann sprach bei einer Vorlesung an der Universität Bochum. Er äußerte sich im Rahmen des Kontaktstudiums "Christentum und Islam: gestern-heute-morgen" an der katholischen Fakultät.
(KNA - nllln-89-00164)
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