Sandri: Kirche Ägyptens hat Schlüsselrolle für Nahost-Christen
KNA 02.10.2013
Vatikanstadt (KNA) Die Kirche in Ägypten hat aus Sicht des Vatikan eine Schlüsselstellung für das Christentum im Nahen Osten. Ägypten sei das Land mit den meisten Christen der Region, und sie seien integrativer Bestandteil der Gesellschaft, sagte Kardinal Leonardo Sandri in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch in Rom. Gemeinsam mit den muslimischen Mitbrüdern wollten sie für eine bessere Zukunft für die Jugend und die Familien eintreten.
Ausdrücklich verurteilte der Kardinal, der am Wochenende in Köln an der Eröffnung der neuen Aktion des katholischen Hilfswerks missio teilnimmt, die Übergriffe gegen Christen. Allerdings seien nicht "die Muslime" Schuld, sondern extremistische Minderheiten. Diese gefährdeten die Tradition des friedlichen Zusammenlebens im Land und zwischen den Religionen.
Der für die katholischen Ostkirchen zuständige Kurienkardinal, der während seines Deutschlandbesuchs am kommenden Samstag auch die chaldäische Gemeinde in Essen besuchen wird, bat die Christen um Solidarität mit ihren Glaubensbrüdern aus Nahost. Man müsse beobachten, ob die ostkirchliche Präsenz in der Diaspora von Dauer sei. "Wenn dem so ist, dann verlangen das Zweite Vatikanische Konzil und die Rechtsordnung der Kirche einen besonderen Respekt gegenüber den katholischen Ostkirchen, auch was die pastoralen Strukturen angeht", hob Sandri hervor.
Papst Franziskus, der wie Sandri Italo-Argentinier ist, messe den katholischen Ostkirchen eine herausragende Rolle zu, betonte der Kardinal. Demnächst werde er mit den Kirchenoberhäuptern im Vatikan zu einer gemeinsamen Versammlung zusammentreffen, kündigte er an. "Ich denke, dass die katholischen Ostkirchen, wie es das Zweite Vatikanische Konzil formuliert, eine besondere ökumenische Berufung haben, nämlich Modell der sichtbaren Einheit zu sein - und zwar in der Vielfalt", sagte Sandri.
Das Hilfswerk missio eröffnet am Wochenende seine neue Aktion zum Monat der Weltmission. Sie steht unter dem Motto "Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben" und stellt die Situation der Christen in Ägypten in den Mittelpunkt. Höhepunkt und Abschluss der Kampagne ist der Sonntag der Weltmission am 27. Oktober, die größte Solidaritätsaktion der katholischen Kirche weltweit.
(KNA - nlkkm-89-00062)
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