Forscher: Auch Moscheegemeinden werden die Gläubigen wegbleiben
KNA 31.10.2014
Osnabrück (KNA) Nach Einschätzung des Islamwissenschaftlers Rauf Ceylan droht den Moscheegemeinden in Deutschland der gleiche Säkularisierungsprozess, wie ihn Kirchen bereits durchmachen. "Auch den Moscheen werden bald die Gläubigen wegbleiben", sagte Ceylan der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag).
Der Wissenschaftler vom Institut für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück sieht deutliche Anzeichen dafür, dass die Mitglieds- und Besucherzahlen in deutschen Moscheegemeinden künftig zurückgehen werden. Er macht dies an einer "Pluralität der Lebensstile" fest: Schon jetzt klafften die Lebensrealität der Muslime, die in dritter oder vierter Generation in Deutschland lebten, und die in Moscheen vertretene Religiosität auseinander.
"Dies ist eine Entwicklung, wie wir sie bereits seit Jahrzehnten in Kirchengemeinden beobachten", sagte Ceylan. Die derzeit noch hohen Besucherzahlen in Moscheen begründet der Experte mit einem "Migrationseffekt". Gesellschaftlich werde der Islam in Deutschland noch immer als "Ausländerreligion" wahrgenommen. "Das führt dazu, dass Migranten muslimisiert werden: Sie suchen ihrerseits eine engere Bindung zu Moscheen."
Er rechne aber damit, dass der Säkularisierungsprozess durch ein Ausbleiben der Gläubigen sichtbar werde, sobald sich die Wahrnehmung des Islam normalisiere. Der Islamwissenschaftler forderte die Moscheegemeinden deshalb auf, sich bereits jetzt mit dieser Entwicklung auseinanderzusetzen. Er schlug einen engeren Kontakt zu den Kirchen vor: "Die haben Erfahrung mit diesen Prozessen und können auf Erfahrungswerte zurückgreifen." Gleichzeitig wies er darauf hin, wie wichtig vor diesem Hintergrund die Ausbildung von Moscheepersonal in Deutschland sei. "Hier ausgebildete Imame haben einen engeren Bezug zur Lebensrealität der Muslime."
(KNA - olknl-89-00003)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.