Katholiken sind in den meisten Ländern Asiens in der Minderheit
KNA 30.12.2014
Von Alexander Brüggemann (KNA)
Bonn (KNA) Inhaftierte Bischöfe in China und Vietnam, entführte Missionare, ethnisch-religiöse Zusammenstöße in Indonesien, Bedrohungen durch malaysische und pakistanische Islamisten oder Übergriffe von Hindu-Fundamentalisten in Indien: Das sind Bilder, die einem zu "Katholiken in Asien" zuerst einfallen mögen. Doch auch wenn all das real ist - die Alltagswirklichkeit ist für viele Christen dort eine andere. Die katholische Minderheit ist in vielen Ländern des bevölkerungsreichsten Kontinents der Erde im Aufbruch.
Katholisches Leben in Asien präsentiert sich in breiter Vielfalt - und hat zugleich mit höchst unterschiedlichen politischen, religiösen, theologischen und kulturellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Vor allem seit dem Zweiten Weltkrieg haben die zahlenmäßig kleinen Missionskirchen viele schwierige Schritte auf ihrem je nationalen Weg zur akzeptierten Ortskirche zu gehen gehabt. Inzwischen verfügen die meisten über einheimische Bischöfe und Geistlichkeit.
Aber auch wo die Katholiken weiterhin nicht viel mehr sind als eine Randerscheinung, zeichnen sie sich doch meist durch teils großes soziales, kulturelles und karitatives Engagement aus, das weit in die jeweilige Gesellschaft hinein wirkt. Umso mehr gilt das für die Philippinen, den neben Osttimor einzigen katholisch geprägten Staat Asiens.
Dass die katholische Kirche dennoch weiterhin vielfach als "ausländisch" angesehen wird - obwohl das Christentum im Orient auf der Schwelle nach Asien entstanden und etwa in Indien seit dem vierten Jahrhundert nachweisbar ist - ist auch auf Fehler in der Missionsarbeit und Inkulturation zurückzuführen. In postkolonialer Zeit waren die Christen in vielen Ländern Asiens zudem mit dem Stigma der Nähe zu den alten Herren belastet. Oft gelten Katholiken als Fremde oder gar als eine exotische Sekte aus Europa.
Dennoch: Die Wachstumsrate der katholischen Kirche ist weltweit nirgends so groß wie hier: Schon rund jeder neunte Katholik lebt heute in Asien - dabei stellen die geschätzt rund 130 Millionen Katholiken nur etwa drei Prozent der Milliardenbevölkerung Asiens.
Zu den Hauptproblemen für Katholiken in Asien gehören - außer den blutigen Konflikten im Nahen Osten - stärker werdende fundamentalistische Strömungen im Islam, etwa in Malaysia, Indonesien oder Pakistan, sowie staatliche Repressionen. Letzteres gilt sowohl für Demokratien wie Indien, wo die nationalistische Hindu-Partei BHP das politische Leben mitbestimmt, als auch für kommunistische Volksrepubliken wie China oder Vietnam. In China leben die geschätzt etwa zwölf Millionen Katholiken im Spannungsfeld zwischen der regimenahen "Patriotischen Vereinigung" und den papsttreuen sogenannten Untergrundchristen. Scharfe Verfolgungen gab es vor allem während der Kulturrevolution (1966-1976). Versuche von Papst Benedikt XVI. (2005-2013), die Spaltung auf dem Verhandlungsweg allmählich zu beseitigen, liefen nach hoffnungsvollem Beginn ins Leere. Zuletzt wurde immerhin eine verstärkte kulturelle Zusammenarbeit zwischen dem Vatikan und China vereinbart.
Eine Erfolgsgeschichte ist das Wachstum der katholischen Kirche in Südkorea. Nach dem Korea-Krieg (1950-1953) stieg die Zahl der Katholiken von rund 200.000 auf heute mehr als vier Millionen. Während der Militärherrschaft in den 70er und 80er Jahren gehörte die Kirchenleitung zu den schärfsten Kritikern an den politischen Missständen im Land.
Ähnliches gilt für die katholisch geprägten Philippinen, wo Kardinal Jaime Sin (1928-2005) gar die gewaltlose "Rosenkranzrevolution" gegen die Marcos-Diktatur 1986 mit initiierte. Bis heute ist die katholische Kirche auf dem Inselstaat eine nicht zu vernachlässigende politische Kraft. Als mögliche Kandidaten für das Papstamt, wenn auch als Außenseiter, wurden 2013 in den Medien auch Manilas charismatischer Kardinal Luis Antonio Tagle (57) und sein Amtsbruder aus Sri Lanka, Kardinal Albert Malcolm Ranjith Patabedinge (67) von Colombo, genannt. Beide werden Mitte Januar Papst Franziskus als dessen Gastgeber in ihren Ländern wiedersehen.
(KNA - olmkt-89-00031)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.