Kardinal Marx sehr besorgt über Lage im Nahen Osten
KNA 19.12.2014
München (KNA) Der Münchner Kardinal Reinhard Marx ist sehr besorgt angesichts der Lage im Nahen und Mittleren Osten. Er sehe derzeit keine Perspektive, wie das Problem mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) politisch gelöst werden könne, sagte Marx am Freitag im Münchner Presseclub. "Wer kann den IS besiegen?", fragte der Kardinal. Das ginge nur "über einen großen Krieg", bei dem aber fraglich sei, wer ihn führen wolle.
Marx wandte sich gegen zu hohe Erwartungen an den Westen in dieser Frage. "Die Golfstaaten haben über Jahrzehnte die Radikalen genährt, jetzt erschrecken sie darüber", sagte er. Die westlichen Länder hätten aber wohl "die falschen Allianzen geschmiedet". So frage er sich, warum Saudi-Arabien zu "unseren Verbündeten" zähle, wo doch kein Christ dort leben könne. Dies sei im Iran anders, auch wenn Christen dort als Menschen zweiter Klasse behandelt würden.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz bezeichnete es als "eine der größten Tragödien der letzten 2.000 Jahre, wenn Christen im Land der Bibel keine Heimat mehr hätten". Er könne sich aber nicht vorstellen, dass Christen sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Staatsgebilde des IS noch niederließen.
Mit Blick auf die religionspolitische Lage in der Region sprach sich der Kardinal für Differenzierungen aus. Im Grunde handele es sich um einen "innerislamischen Bruderkrieg", in dem die Christen mit der Zeit zerrieben würden. Unterm Strich würden dabei aber wohl "mehr Muslime als Christen getötet". Auch würden in den Kämpfen nicht nur Kirchen, sondern auch Moscheen in Brand gesteckt. Die Lage sei "sehr kompliziert". Im Islam fehle es im Unterschied zu den christlichen Kirchen an einer Autorität, "die wirklich etwas durchsetzen kann". Am ehesten könnte dies gelingen, wenn sich die islamisch regierten Staaten zusammentäten.
(KNA - olmlt-89-00094)
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